altemaelze

Remembering Townes Van Zandt – To Live Is To Fly

Markus Rill, Mr Jones & Robert Hasleder

Erinnerungen an den „Godfather“ der alternativen Country-Bewegung

Cover-Alben großer Bands bzw. Musiker der Rock- und Pop-Geschichte gibt es en masse. Dass andere Künstler den tragischen – und primär Insidern bekannten – Texas-Helden eine Platte widmen, kommt eher selten vor (Marissa Nadler u.a.). Der große Songpoet Townes Van Zandt wäre am 7. März dieses Jahres 80 Jahre alt geworden. Tatsächlich starb der Meister der traurigen, lyrischen und bildstarken Folk- und Country-Songs, der Godfather der alternativen Country-Bewegung viel zu früh – am 1. Januar 1997. Kurz vorher durfte ich ihn noch in den 90er-Jahren „live“ im Regensburger Raum erleben (die Erinnerung ist zugegebenermaßen doch etwas düster).
Mit diesem Album erweisen ihm nun drei deutsche Musiker ihre äußerst gelungene Reverenz. Mit Respekt und Kreativität nähern sich der gebürtige Frankfurter Markus Rill („Deutschlands, ja Europas, führender Americana-Künstler“ – sagt immerhin die FAZ), der erfahrene Singer-Songwriter Mr Jones aus Niederbayern („der so authentisch klingt, als ob er seit seiner Geburt in Texas zuhause wäre“ – Folker) und der Regensburger Multi-Instrumentalist Robert Hasleder – den man von einigen feinen Folk-Bands kennt – den Songs des Texaners an und machen sie sich zu eigen. Mr Jones konzentriert sich auf die oft übersehene, lebensbejahende Seite Van Zandts mit seinen selbstbewussten und stilsicheren Interpretationen von To „Live’s To Fly, Like A Summer Thursday“ und „Come Tomorrow“. Robert Hasleder brilliert nicht nur als fantastischer Sideman seiner Mitmusiker, sondern auch mit einer grandiosen Instrumental-Version von „Katie Belle Blue“ sowie einer auf das Wesentliche reduzierten Aufnahme von „Rex’s Blues“, solo an Weissenborn-Slidegitarre und Gesang. Besonders gelungen finde ich die melancholische Balladen „I‘ll be here in the Morning“ und „Like a Summer Thursday (incl. Frauenstimme von Karin Bichlmeier), da kommt man – seufzend – ins Träumen. Den Schlusspunkt unter das Album setzt „The Late Great TvZ“, geschrieben von Rill, gemeinsam vom Künstler-Trio gesungen. Dieser Song schildert wie Rill als Opening Act eines der allerletzten Konzerte Townes Van Zandts erlebte (November 1996) wenige Wochen vor dessen Tod. Die zwölf Neu-Versionen klingen frisch, eigenständig und unbedingt hörenswert. Was selten ist: Man findet keinen schwachen Song auf diesem Album. Mitunter kommt mir sogar der frevelhafte Gedanke, dass mir dieses Hommage-Album noch etwas mehr zusagt als die legendären Townes-Originale, da mehrere erstklassige Gesangs-Stimmen und die vielfältige Instrumentierung sowohl mehr Farbe als auch andere musikalische Facetten ins Spiel bringen. Wer auf die Musik von Dylan, Tim Hardin, Nike Drake & Co. steht, kann hier aufhorchen. Und vergesst es nicht: To live is to fly! (Dollar Bill Records) HuGe

******

******* = genial / ****** = phänomenal / ***** = optimal / **** = normal / *** = trivial / ** = banal / * = katastrophal