Ab und zu ist es amüsant auch mal einen Promo Zettel vorab zu lesen. Hier wird ja gern eine Band in den Himmel gehoben, was natürlich der Job der Promoabteilung ist. Nun im Fall von Razzmattazz aus Metzingen mit deren bereits fünften Album „Rock or die“ von fantastischen Kritiken zu sprechen oder gar den NBOBHM mit ins Boot zu nehmen, geht schon etwas an der Realität vorbei. Und dass man als ‚Beste Hard Rock Band 2023‘ ausgezeichnet wurde ist schon sehr verwunderlich. Ich kann mich nicht erinnern hier in den großen Metal-Magazinen was gelesen zu haben und diese Musikrichtung findet auch nicht statt. Stattdessen gibt es kernigen, echt gut produzierten, eher simplen Hard Rock in der Schnittmenge von AC/DC der 70er Jahre, Ohrenfeindt, Kiss, Airbourne und Zodiac Mindwarp. Der Gesang ist eher so von der Sorte „ja passt schon“, nicht wirklich wandelbar mit deutschem Akzent versehen und eifert seinem Vorbild Bon Scott ziemlich nach. So hören sich doch viele Songs an wie Cover-Songs, wie der Einstieg ins Album „Big Rip, der eigentlich „Riff Raff“ heißt oder „All Night long“. Bei „Hold on“ lassen Ohrenfeindt grüssen mit Gene Simmons von Kiss am Mikro und bringen hier eine englische Version von deren Gassenhauer „Rock’R’Roll S..gott“ und generell gibt es im Aufbau der Songs usw. kaum Abwechslung. Fast immer nur auf die 12. und hie und da mit arg schrägen Background-Chören versehen, die an zuviel Whiskey beim Einsingen denken lassen. Am Besten haben mir dann die letzten drei Songs gefallen: Das eher getragenere „Can’t sleep all night“, der Zodiac Mindwarp Gedächtnissong „Supersonic Man“ und der Rauswerfer „Razz Pack Boogie“ mit Reminiszenzen an Status Quo sowie mit einem endlich mal richtig starken Gitarrensolo versehen. Hiervon hört man auf dem Rest der Scheibe leider so gut wie nichts und das bei gleich zwei Gitarristen. Der Rest der Band agiert sehr solide und auf einer Biker Party (oder der nächsten Rock Kneipe) macht die Band sicher was her, auch wenn man bis auf Weiteres nicht mehr live auftritt. Für höhere Weihen reicht es dann sicher nicht. Unterm Strich eine recht nette Scheibe, die man sich einmal durchhören kann und die von mir viereinhalb Sterne bekommt. Aus den Angeln hebt man die Musikwelt jedenfalls nicht. Der geneigte Fan von simpler Hard Rock Mucke kann sich ja sicherheitshalber bei YouTube (Links findet man in der Bandwebsite) mal etwas warmhören und selbst entscheiden, wie immer, ob er hier noch was drauflegt. (7hard) HJH
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