Nach 35 Jahren wird demnächst das Band Kapitel Axxis geschlossen. Davor gibt es aber sechs Jahre nach „Monster Hero“ mit „Coming Home“ noch ein letztes, 16. Studioalbum, mit dem sie nochmals auf Tour durch Deutschland gehen und am 28. September auch im „Airport“ Obertraubling halt machen. Mit der gut, in den eigenen Soundworxx Studios selbstproduzierten Scheibe (man hört Bass!, nur die Drums klingen fürchterlich klinisch und unecht) macht man den Fans ein gutklassiges Abschiedswerk, sofern man die ersten beiden eher mauen Nummern unbeschadet überstanden hat. Das flotte, relativ harte „Blackest Vision“ hört sich an wie eine B-Seite von Powerwolf gepaart mit Sabaton, während der Titelsong in bester Seefahrermanier schunkelnd wie eine Santiano Nummer daherkommt. Aber da wird es dann aber richtig stark, denn das stampfende „Atlantica“ mit klasse Gitarrensoli versus Keyboardpassagen überzeugen, zumindest mich, genauso wie die beschwingte Halbballade „Moonlight Bay“ oder das hymnische „Dark Angel“. Fans von Kissin Dynamite erfreuen sich an dem Gute Laune Hard Rocker „Love will shine for everyone“, der zumindest mich total an „Raise your glass“ mit einem weiteren famosen Gitarrensolo erinnert. Aus der Reihe tanzt danach das an Irish Folk Musik mit Fiddle und viel Thin Lizzy/Gary Moore -versehene „Irish Way of Life“. Freunde des gepflegten Double Bass Drums getriebenen Heavy Metals gehen dann steil am Metal-Doppel „Legends of Phantasia“ (täuscht mit orientalischem Keyboard Intro eine Ballade an, mutiert dann aber zur knallharten Metalnummer) bzw. „Lord of Darkness“ welches auch von der Stimmlage her einen top Platz auf einer der früheren Blind Guardian Alben gefunden hätte. Beim recht modernen „Ready to Burn“ kommt mir aktuelles Liedgut von U.D.O. in den Sinn, während der „Abschluss“ „I won’t sell my soul“ auch von Doro stammen könnte mit sehr persönlichem Text. Somit ein würdevoller Abschluss einer Band, die ich tatsächlich seit Beginn an, also dem Debüt „Kingdom of the Night“ begleitet habe und auch schon ein paar Mal live erleben durfte. Man muss natürlich auch heute mit der Stimme von Bernhard Weiß klarkommen. Dann hat man mit der Scheibe viel Freude, lauscht den wirklich starken Gitarrensoli (mein Tipp hier: „Tears of a Clown“), den schlau eingewobenen Keyboards und hört beim Schlagzeug halt irgendwann drüber. Somit knappe sechs Sterne von meiner Warte. Der Fan legt sich die limitierte Box zu, wenn er die beiden Bonustracks auch noch haben will. (Phonotraxx/Broken Silence/The Orchard) HJH
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