altemaelze

Early Daze

Neil Young & Crazy Horse

Spannende Rockhistory

Fans freuen sich immer wieder, wenn von großen Künstlern historische Aufnahmen erscheinen, die bisher unveröffentlicht geblieben sind. Und die frühesten Aufnahmen von Neil Young mit Crazy Horse sind schon immer von einer ganz besonderen Aura umgeben. Das Material dieses Albums ist so historisch – 55 Jahre! –, dass die treuesten Fans, deren Regale mit so gut wie allen Veröffentlichungen des Musikers und seiner prägenden Band gefüllt sind, ihre Begeisterung kaum zügeln konnten, als neue Veröffentlichungen aus dieser Zeit angekündigt wurden. Und umso mehr dürfen sie sich freuen, wenn das Material aus dem Jahr 1969, so wie hier, in guter Klangqualität vorliegt.

Die Rede ist von der LP „Early Daze“ von Neil Young with Crazy Horse. Die Songauswahl dafür umfasst einige von Neil Youngs ikonischsten Eigenkompositionen, darunter auch einige unter Mitwirkung des Bandgitarristen Danny Whitten. Crazy Horse war Youngs erste Band nach der Auflösung von Buffalo Springfield, und als diese Songs Ende der 1960er-Jahre geschrieben wurden, setzten sie neue Maßstäbe für den Rock’n’Roll. Dazu kommt, dass die meiste Musik hier noch nie auf einem Album erschienen ist. Zwar ist der Opener „Dance Dance Dance“ den „Archives Vol. I“ entnommen, aber „Come On Baby“, „Winterlong“, „Wonderin’“, „Helpless“, „Down By The River“ und „Look At All The Things“ gab es in diesen Versionen noch nirgends. „Everybody’s Alone“ gibt es hier mit einem komplett anderen Mix als in den „Archives Vol. I“. Ein besonderes Highlight ist „Cinnamon Girl“, das im Single-Mono-Mix vorliegt. Es wurde 20. April 1970 veröffentlicht mit einem Gitarren-Outro, das so nicht auf der LP-Version enthalten ist. „Birds“ gibt es als bisher unveröffentlichten Stereomix. Den Mono-Mix gab es nur als B-Seite von „Only Love Can Break Your Heart“.

Allen Songs auf dieser Zusammenstellung wohnt das aufregende Gefühl eines Neuanfangs inne, auf den der Rock & Roll in den späten 1960er-Jahren zusteuerte. Das Blatt wendete sich, weg von den psychedelischen Experimenten der Bands aus San Francisco, hin zu einem Stil mit komplexem Songwriting und Bands, die in der Lage waren, das junge Genre des Folk-Rock in neue Richtungen zu entwickeln. Neil Young und Crazy Horse waren die Vorreiter dieses neuen, ausdrucksstarken Musikstils. Er öffnete die Türen für eine Vielzahl neuer Ausprägungen und ermöglichte es einer ganzen Generation von Musiker:innen, neue Wege zu erkunden. Diese Errungenschaft wirkt bis heute in vielfältiger Weise nach. Diese zehn Tracks sind wirkliche Raritäten, die nicht nur für Freundinnen und Freunde des am 12. November 1945 in Toronto, Kanada, geborenen Ausnahme-Musikers interessant sind, denn sie klingen so neu wie zu ihrer Entstehungszeit. (Reprise/Warner Music) P.Ro

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