Phuu, leider ein Debut. Warum leider? Weil ich von der Frau Cuss gerne noch fünf LPs/CDs rückwärts gecheckt und gesammelt hätte. Denn in „Leaving me“ hatte ich mich innerhalb von fünf Minuten „verliebt“. Aber man soll nicht jammern, immerhin gibt es jetzt diese Soundperle von ihr. Aber wer ist diese Denver Cuss? Die Musikerin begann ihre Karriere mit Jazz, doch seit 2019 hat sie einen stilistischen Neubeginn gewagt. Live und im Studio trat sie zunächst als Sängerin ihres Londoner Kollegen PM Warson in Erscheinung, das afroamerikanische Detroit und Chicago der 50er und 60er, die unprätentiös-kunstvollen Kompositionen und Arrangements des Rhythm’n’Blues und Soul aus dieser Ära inspirieren ihr Songwriting und ihre gesangliche Brillanz. Mit ihrem Co-Writer und Gitarristen Kit Warren arbeitete sie seit 2022 an den neun Songs von »Leaving Me«. Mit dabei bis zu 12 erstklassige Musiker. Doch es ist vor allem die Subtilität und entspannte Melancholie, die die Faszination des Albums ausmacht. Mögen Dancefloor-Filler wie „I Can’t Dance“, „No-One Better“ oder „Come Back To Me“ mit beschwingtem Tempo locken, die großen Qualitäten von Cuss entfalten sich im balladesken und gemäßigten Midtempo. Auf Schlagzeug und Bass legen vor allem die Gitarre und Tasten der Wurlitzer-Familie die Basics, sehr pointiert und sparsam entfalten die an Doo-Wop und Soul geschulten Backing Vocals oder gelegentliche Bläser ihre Wirkung. Alles fokussiert sich, in eine perfekt holzig-warme Analogproduktion gegossen, auf die Varianz und Emotionalität der Stimme von Denver Cuss, die sich gleich mit ihrem Debüt mühelos in die Liga junger und urbaner Kollegen wie Nick Waterhouse oder Eli Reed einreiht. Das ist irgendwie retro und doch hip und modern. So wie es sein soll. (Broken Silence Records) HuGe
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