altemaelze

Full Circle

The Sweet

Unentschlossen zwischen Pop und Rock!

Vorab: Ich mag The Sweet! Die Band ist bis heute musikalisch unterbewertet und hat nicht nur mit den Alben „Sweet Fanny Adams“ und „Desolation Boulevard“ Rock-Klassiker in die Welt gesetzt. Und ihr Auftritt im November 2022 im Airport war das Beste, das ich seit meinem ersten Sweet-Konzert vor 30 Jahren von Andy Scott und seinen wechselnden Begleitern gesehen habe. Aber schon er Einstieg in „Full Circle“ verheißt nichts Gutes! Ein 80er-Keyboardsound-Rhyhmus als Intro, dann ein hartes Gitarrenriff. Schon die ersten Sekunden zeigen, dass sich die Band wohl nicht entscheiden konnte, ob die Platte mehr poppig  oder doch rockig werden sollen. Und so verlieren sie sich soundtechnisch immer wieder zwischen den beiden Welten. Das Songmaterial ist dabei gar nicht schlecht und die Sweet-Trademarks, wie der charakteristische Harmoniegesang, erfreuen den Hörer immer wieder. Gut auch, dass man das tolle „Everything“ vom leider bei der breiten Öffentlichkeit untergegangenen 2002er Album „Sweet Life“ mit auf die Scheibe genommen hat. Ein Highlight! Ansonsten ragt auch „Defender“ aus den Tracks heraus und gute Melodien fallen auch in Songs wie „Changes“ oder „Full Circle“ auf. Die Band hat es drauf, aber leider wirkt auch Andy Scotts Gitarre bei den Riffs oft zu unentschlossen: zu hart für Pop, zu wenig bissig für Rock. Dabei hat die Musik wirklich eine Rockseele und es wäre interessant das Ergebnis zu hören, wenn ein Mutt Lange oder ein Bob Ezrin „Full Circle“ produziert hätte. Zumindest wäre es dann eine eindeutige Sache geworden. Man darf gespannt sein, ob zumindest live die Rockseite der Lieder die Oberhand bekommt. Das The Sweet-Konzert am 17. Oktober in Obertraubling ist deshalb nicht nur wegen des unendlichen Hitreigens der Band empfehlenswert. (Metalville) acb

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