altemaelze

Ist es die Euphorie?

Raketenumschau

Vielversprechendes Debütalbum

Raketenumschau ist eine vierköpfige Band, die sich ganz ‘old school’, ohne große Spotify Playlists und TikTok-Algorithmen, sondern Live, mit bald 100 Konzerten in gut zwei Jahren ihr Publikum erspielt hat. Raketenumschau sind Freunde, ein Schwarm sozusagen, jeder ist Teil der Bandgeschichte und des Sounds. O-Ton Band: “Geprägt haben uns viele Bands der Hamburger Schule aber auch Münchner Bands wie Malva, Prohibition oder Plainhead.” Nach ersten Gehversuchen im Spätjahr 2019, als sich die Band gründete, nutzte die Band die Corona Zeit zur musikalischen Selbsterkundung. Mal mit 80er-Synthie Sounds, mal mit Folk-Songs oder Disco-Nummern brachte die Band einige Singles raus, die mehr als Experimente zu verstehen waren. Die beiden Frontsänger, Leon Frei und Quirin Schacherl, fanden in ihrer Text- und Schreibweise über die Zeit immer weiter zusammen und die Band wusste immer besser was sie will und was nicht. Der erste „Sound-Durchbruch“ entstand allerdings auf der Bühne im Jahr 2022, als sie ihre ersten Club-Konzerte spielten. Dort merkten sie, dass ihnen Rock, genau genommen Gitarren-lastiger Indie Rock, am besten gefällt und sie auch dazu verleitet auf der Bühne besonders ekstatisch zu spielen. Durch diese dynamischen Konzerte wurde die Band zum Stadtgespräch und musste plötzlich nicht mehr selbst um Konzerte werben, sondern bekam immer mehr Anfragen, auch über München hinaus. “Romantisierende Texte und Song-Strukturen zwischen Teen Spirit und Schlager alter Schule sind kräftig eingeschlagen im Münchner Szene-Boden und der Krater erstmal lange nicht wegzudiskutieren.“ schreibt das “Curt Magazin”. Mit dem zunehmenden Erfolg traute sich die Band selbst auch immer mehr zu, sodass sie sich mit dem Label Trikont an ihrer Seite dazu entschlossen, mit ihrem Debütalbum aufs Ganze zu gehen. „Ist es die Euphorie“ ist ein Live-Album, das die jetzt schon legendären, ekstatischen Konzerte dieser Combo einfängt. Aufgenommen in einem ehemaligen Schlagzeug- und Chorübungsraum des Münchner Gasteig mit einer Akustik, die einen mit der Band im Proberaum sitzen lässt. Produziert wurde das von Willy Löster (Bruckner, MOLA, LaBrassBanda) und kunstvoll gemischt von Olaf O.P.A.L (The Notwist, Juli, International Music). Der Sound ist räumlich und roh und kommt ohne viel Klimbim aus. Ihre scheinbar „altmodische“ Aufnahmetechnik entspricht eigentlich schon den Werdegang der Band. Es ist diese Art von Bühnen-Energie, die einen nicht nur wegbläst, wo die Lyrics der Songs auf den Gitarren reiten und was zu sagen haben. Wo ganz echt und wirklich gesungen wird. Leon Frei und Quirin Schacherl können das. Irgendwer meinte mal: Raketenumschau, das sind die mit der harten Musik und den weichen Texten. Klingt gut und könnt hinkommen (nicht immer, aber oft). Am besten mal in die Songs reinhören, wie z.B. “Kreativität”, das könnte “Raketenumschau goes Leonard Cohen!” sein oder “Ich machs auf”, “Rosamunde Pilcher” oder “Das blaue Auto”. “Die Hamburger Schule um Blumfeld und Co hätte jedenfalls in der Raketenumschau einen weiteren Meister gefunden„, schwärmt die Süddeutsche Zeitung schon mal über diese Band. Ob das so hinkommt, wissen nur Die Sterne, die vier Musiker aus München leisten mit ihrer sperrigen Eingängigkeit jedenfalls einen kleinen Beitrag zur Erhaltung des Kulturerbes „Indie-Rock“ mit diesem Debut.(Trikont) P.Ro

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