Oft sind Baby You Know schon als eines der Aushängeschilder der Regensburger Musik-Szene der 90er Jahre bezeichnet worden, dabei kamen sie eigentlich aus Niederbayern, hatte sich z.T. am Gymnasium in Mallersdorf kennengelernt und kamen erst zum Studium nach Regensburg, wo sie eine Land-WG gründeten. Dazu die Violinistin und Sängerin Karin Bäumler in einem Interview für den BR: „Ich war in den frühen 20ern, hatte gerade angefangen zu studieren und konnte zwei meiner Freunde, Kerstin und Erhard überreden, mit mir eine Land-WG zu gründen. Dadurch wurde unser Haus zum Mittelpunkt, der Kassettenrekorder lief am Tisch und wir nahmen auf.“ Richtig los ging’s dann aber, als sie Musiker wie Townes Van Zandt und Robert Forster kennen lernten. Der zog sogar in ihre WG, heiratete Bandmitglied Karin Bäumler und produzierte die zweite LP der Band. Ihr Debut „To live is to fly“ wurde 1990 eingespielt, produziert in Landshut von ihrem ersten Plattenlabel-Boss Peter Wacha für Sub Up Records. Auch bei diesem Album war Robert Forster involviert: Er trug bei „Suicide Show“ die gewünschte CCR-Gitarre bei. Der Durchbruch gelang aber mit dem 1992 Album „Clear Water“. BYK standen inzwischen für Indie-Folk mit musikalischen Vorbildern von Dylan bis Cash, von Hank bis Hendrix. Baby You Know konnten aber auch mal nach Joy Division oder nach New Order klingen. Der Sound der Band war von Abenteuerlust getragen, was dafür sorgte, dass die Band – häufig ohne es zu wissen – ihrer Zeit und den damit einhergehenden Trends voraus war. „Wir probten 4, 5 Tage Abends nach der Uni, sind alle ins Probenzimmer. Es war damals im Speicher einer Kneipe in Regensburg, die hieß „Banane“. Da war ganz viel Gerümpel drin und eine kleine Bühne. Das hat der Band sehr gut getan: ‚Clear Water‘ ist als Album ein Schmuckstück geworden“, blickt Karin Bäumler zurück. Ein besonderes Lied auf „Clear Water“ ist „I Love You, Still“. Geschrieben von Robert Forster. Als sich seine Go-Betweens auflösten, schrieben es Karin und er fertig und so landete es bei Baby You Know. Und die Band in der Folge live bei den Berlin Independent Days. Dort zeigte sich ein zweiter Fan – ausgerechnet der Musiker, nach dessen Lied ihre erste Platte „To Live Is To Fly“ benannt ist: Townes Van Zandt. Townes ist leider längst verstorben, er war Pionier des sogenannten „Alternative Country“. Karin Bäumler erinnert sich: “Ich weiß noch so gut: wir kamen von der Bühne runter und wir betraten das Backstage-Zimmer, und da wartete Townes Van Zandt auf uns, wow! Es war ein tolles Erlebnis, ihn kennenzulernen. Er hatte eine Geige dabei und wollte, dass ich sie für ihn stimme, das habe ich dann gemacht. Dann zog er eine Silbermünze aus der Hosentasche, schenkte sie mir und diese Münze wurde mein Schatz, über viele Jahrzehnte. Townes war wirklich unser Superhero!“ Insgesamt zehn Stücke wurden für „Clear Water“ von Karin Bäumler, Erhard Grundl (Vocals), Harry Beugler (Drums), Michael ‚Doc‘ Schott (Gitarre) und Robert „Pepe“ Pöschl (Bass) eingespielt. Songs wie „El Paso“ oder „The Last oft he Buffaloes“ zeigten, wohin die musikalische Reise geht: aus der bayerischen Einöde in Richtung endlose Weiten, mit einem Sound zwischen Indie-Rock, Americana und Popmusik britischer Prägung. Mehr als drei Jahrzehnte nach der Veröffentlichung gibt’s diese Songs wieder, allerdings nur digital. Und es lohnt sich, da reinzuhören. Danach erschienen noch drei weitere Produktionen, zuletzt „Snake eyes city“, bber schon 1997, ausgerechnet bzw. verdientermaßen nach einem Konzert in der Country-Hochburg Memphis, lösten sich Baby You Know auf. Und die Musiker? Karin Bäumler-Forster lebt heute in Australien, wo sie weiterhin Musik mit Robert macht, ihr Sohn Louis spielte mit Dad schon mal gemeinsam. Der Rest von Baby You Know lebt(e) in den USA, Portugal, auf einem Bauernhof in Frankreich oder einem Boot auf dem Mittelmeer. Und macht auch noch Musik. Beziehungsweise in Berlin, wo Erhard Grundl für die Grünen im Bundestag sitzt und als Sprecher für Kulturpolitik die Popkultur ins Hohe Haus holt. Auftreten werden sie vermutlich nicht mehr, aber wenn sie sich treffen, machen sie noch immer gemeinsam Musik. Zuletzt ein Kommentar von Robert Forster zu dieser bewegten Band-History: „Keine deutsche Band klang wie sie: Baby You Know haben Rock, Folk und Singer/Songwriter-Country zu etwas Einzigartigem verbunden. Sie kamen aus der Provinz, weit weg von den Hot Spots der Musik. Was vermutlich der Grund ist, warum ihre ersten Alben so zeitlos und gut klingen.“ Und da hat er recht! (no.men)

Beide Alben sind über Tapete-Records digital erhältlich.