Der Name der Band, diese Pauline erinnert mich an etwas. Aber an WAS? Nachschauen hilft. Es handelt sich um die Autorin der legendären „Geschichte der O“. Lange Zeit blieb das Geheimnis um das Pseudonym Pauline Réage ungelöst, sogar die Polizei befasste sich mit dieser geheimnisumwitterten Person. Letztendlich wurde das Rätsel um die Autorin gelöst: Es handelt sich um die Kritikerin und Übersetzerin Dominique Aury, die sich erst im Juli 1994 offiziell zu ihrer Autorschaft bekannt: Sie habe die „Geschichte der O.“ seinerzeit geschrieben, um die Aufmerksamkeit Jean Paulhans zu erregen, eines nahezu allmächtigen Kritikers und Mitglied der Académie Francaise, in den sie damals verliebt gewesen sei. Mastermind Anne Munka (Vocals) hat freilich mit dieser Geschichte nichts zu tun – keine Ahnung wie sie auf diesen Bandnamen kommt -, sie schreibt auf „Gentle Destruction“ ihre eigene. Anne trifft die Pianistin Olga Reznichenko auf einem Leipziger Freejazz-Festival, sie schließen Freundschaft und nahmen 2022 noch zwei Männer in die Band auf (Robert Lucaciu – Bass und Maximilian Breu – Drums). Die Musik des Quartetts zieht mich sofort in ihren Bann, das klingt ungewöhnlich! Hier trifft Jazz auf A capella-Gesang, wilde Klangcollagen, auf Indiepop und auf moderne klassische Musik. Tiefgründiger Humor und eine unverkennbare Melancholie schwingen in Munkas Stücken mit. Hier feiern Herr Chaos und Frau Melodie eine fulminante Hochzeit. In die Hitparade wird dieser abgefahrene Sound nicht kommen, Bayern 1 Radio dürfte auch abwinken, aber eines kann man unumwunden sagen: So etwas habt Ihr noch nicht gehört – versprochen! (Boomslang Records/Galileo MC) HuGe
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