Vor ausverkauftem Haus, sogar die Empore musste geöffnet werden, begann der Samstag Abend mit der Schweizer Nu Metal Band Chaoseum, die sich verdammt nach Korn, Bring me the Horizon usw. anhörte und so gar nicht meine Welt ist. Musikalisch passte zudem das Null zu Tarja Turunen, wobei es der Majorität im Publikum gefiel. Der Sänger machte dafür seine Sache recht gut und hat eine breite Range in seiner Stimme mit melodischem Gesang, Growlen und Shouten. Der Drummer nervte mit seinem Geklöppel, dafür sorgte der Mann am Bass für einige groovige Parts und ab und zu verirrte sich sogar ein Gitarrensolo in die Songs, die sich gefühlt wie ein einziger knapp eine Stunde lang anhörten. Erinnern kann ich mich tatsächlich jetzt an keinen mehr. Zudem dachte ich eigentlich ich hätte den Auftritt verpasst, sollte doch 19 Uhr Beginn sein und nicht 19.30 Uhr. Die Erklärung dafür folgte nach einer gefühlten Ewigkeit (tatsächlich gut 45 Minuten später), als ich mich wunderte warum nach dem Umbau auf der Bühne das „Tarja“ Backdrop hochgezogen wurde. Marko Hietala schlappte in Badelatschen und Jogginganzug auf die Bühne und teilte dem Publikum mit, dass er leider nicht auftreten kann „due to Doctors‘ order“. Die Stimme machte wohl nicht mit. Erstaunlich, dass ein Gros des Publikums dafür Verständnis hatte. Aber gut, kann mal passieren. Allerdings hatten wohl einige die Karten erst an der Abendkasse gekauft, extra nur wegen ihm, oder sind extra über 350 Kilometer einfach aus Leoben in der Steiermark angereist, und hier wurde vorher kein Ton darüber verloren dass er nicht auftreten kann. Das war zu dem Zeitpunkt sicher schon bekannt. Auswirkungen gab es dadurch natürlich auch auf den Auftritt von Tarja bzw. die Setlist. Es mussten dann, warum auch immer alle Nightwish-Songs, immerhin drei an der Zahl, gestrichen werden und wurden soweit ich das beurteilen kann, auch nicht durch weitere eigene Songs von ihr ersetzt. Resultat: Das Konzert war dann gleich mal 15 Minuten kürzer bzw. wurde gestreckt mit Erzählungen von Tarja. Die restlichen Tracks wie „Dead Promises“ bzw. „Dark Star“ wurden zusammen mit dem Gitarristen als Co Sänger der Band dargeboten. Der Auftritt war dann sehr gut, wenn man mit der fast durchgehend im Opernstimmmodus gesungenen Lieder klarkommt. Die Band war sehr gut in Form. Vor allem der Gitarrist mit der Nerdbrille und Habitus Marke OStD schraubte sich einige schöne Soli aus dem Fingern, Ok, der andere Gitarrist machte seine Sache auch nicht so schlecht, und der Drummer zeigte dem Mann vorher wie man Schlagzeug spielt ohne dass es nervig wird. Mein Highlight, und auch der einzige Song den ich aktiv erkannt hatte (obwohl ich alle ihre CDs im Schrank stehen hab), war das sehr eingängige „I Walk alone“ sowie das nur mit E-Piano und Gesang dargebotene „Oasis“. Ein paar längere Pausen im Gesangsbereich gab es dann noch bei den beiden Klamottenwechseln von Tarja, die die Band mit längeren instrumentalen Parts kaschierte. Und warum man das Kind auf die Bühne geholt hat mitten im Set hab ich auch nicht so ganz verstanden. Somit unterm Strich ein netter, erheblich verkürzter musikalischer Abend mit einem leicht bitteren Beigeschmack. (HJH)
(Fotokredit:RnFRP)