Florian Paul, seines Zeichens eigentlich Filmmusikkomponist (zumindest hat er dies einmal in München studiert), veröffentlicht diesen Herbst sein drittes Album „Alles wird besser“ mit seiner „Kapelle der letzten Hoffnung“. Wer sich für hervorragend produzierte, ziemlich melancholisch düstere, deutschsprachige Singer/Songwriter Musik interessiert liegt hier goldrichtig. Wobei, so ganz trifft es bei den zehn Songs (plus 3 instrumentalen Stücken, die mit Geige, Piano und Streicher als kurzes Intro, Interludium und Outro fungieren und perfekt zu einem Filmdrama passen würden) nicht zu. Es gibt tatsächlich auch mal rockigere Töne bei „Vor deinem Fenster“ bzw. „Die Tür“ oder deutschen Pop á la Tim Bendzko beim Titelsong. Aber auch vor Element of Crime-Anleihen, vor allem wenn das Saxofon erklingt (bei EOC dann halt die Trompete) und die Geige leise wimmert und man sich fragt „An und für sich“ (ist die Scheibe echt nicht so schlecht), schreckt man zum Glück nicht zurück, denn ich liebe EOC. Klassischen Singer/Songwriter Stoff bieten hier eher nur das mit gezupfter Akustikgitarre und Piano feilgebotene „Wohin du willst“ sowie die Reinhard Mey Hommage „10 Jahre“, ebenfalls nur mit Gitarre und etwas Geigen musikalisch untermalt. Südländisch endet die Scheibe dann mit einem französischen Chanson, ZAZ könnte hier die Vorlage gewesen sein, auf das Leben, aka „La Vie“, fröhlich und beschwingt mit Trompete, Piano und einem flotten Tangotänzchen sowie einen Schlenker Richtung Udo Jürgens beim spanisch, mexikanischen Mariachiband-Gassenhauer „Estephania“, die eine Koryphäe am Cocktailshaker ist. Die Band versteht ihr Handwerk, Florian Paul hat ein schön rauchige Stimme, die aber auch mal geschmeidig seidig balladesk daherkommt wie bei der Revolverheld artigen Ballade „Wisst ihr noch?“ und auch da eine gute Figur macht. Die Texte sind gut und nie platt. Mal witzig, mal nachdenklich, aber immer irgendwie auch positiv in die Zukunft blickend formuliert. Ich finde das, auch wenn es nicht so ganz meine Stilrichtung ist, echt schön hörbar und vergebe mal knappe fünf Sterne, da die Scheibe mit knapp 30 Minuten (plus etwa 4 Minuten on top für die drei Instrumentals) etwas arg kurz geraten ist für den Preis, der verlangt wird. (Blaue Katze) HJH
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