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From Zero

Linkin Park

Insider-Kritik von Tom Glas, gefunden auf BR24
Nach sieben Jahren Pause veröffentlichen Linkin Park endlich ihr neues Album – „From Zero“ geht durchaus neue Wege, wenn auch nur vorsichtig.

Linkin Park aus Kalifornien sind im Nu Metal seit Beginn der Nullerjahre eine feste Größe, besonders in Deutschland: Fünf ihrer Alben waren auf Platz 1. Auch in den Single Charts waren sie seit 2000 weit oben mit Hits wie „In The End“ oder „Numb“ – bis zum Suizid von Sänger und Frontmann Chester Bennington im Jahr 2017. In diesem September dann das überraschende Comeback, inklusive neuer Stimme. Einer Frau. Emily Armstrong aus Los Angeles. Die singt toll, aber Linkin Park haben ein ähnliches Problem wie seinerzeit AC/DC oder Genesis mit ihren neuen Sängern: Ist sie die richtige Wahl? Denn Chester Bennington war eben nicht nur der Sänger, sondern auch die Gallions- und Identifikationsfigur von Linkin Park. Emily Armstrong hat aber noch eine andere Baustelle. Sie hat vor zwei Jahren einen guten Freund zu seiner Gerichtsverhandlung begleitet, der nun 30 Jahre wegen Vergewaltigung einsitzt. Und jetzt wirft man ihr vor, diesen Menschen dadurch öffentlich moralisch unterstützt zu haben. Sie sagt: „Ich habe das ganze Ausmaß nicht gekannt und habe ihn einfach komplett falsch eingeschätzt“. Der Sohn von Chester Bennington, Jamie, hat, auch wegen dieser Geschichte, über die Wahl vom Emily Armstrong gelästert. Er findet: „Sie wird dem Vermächtnis meines Vaters nicht gerecht.“ Manche Fans sehen das auch so. Die Konzerte in den USA waren dennoch sehr schnell ausverkauft. Bei allen Diskussionen um Emily Armstrong: Singen kann sie. Das neue Album „From Zero“ ist mit knapp über 30 Minuten etwas kurz geraten, schlägt aber eine Brücke von dem Sound der alten Hits mit Rap und Scratching in die Neuzeit. „Good things go“ ist eine schöne, ruhigere Nummer und mit „Casualty“ gibt es einen harten Kracher, der fast als Thrash Metal durchgeht. Insgesamt ist das Album vorsichtig abwechslungsreich, ohne die musikalischen Wurzeln zu sehr hinter sich zu lassen, schließlich soll das Comeback nicht durch zu große Experimente kommerziell gefährdet werden. Die ganze Band hat mitkomponiert, auf dem Album sind immer noch vier der Gründungsmitglieder von 1996 dabei, darunter Rapper und Sänger Mike Shinoda, der weiterhin sehr wichtig für das Songwriting ist. In den Texten geht es wie immer bei Linkin Park um Pessimismus, Alleinsein, Verzweiflung und das Gefühl, nicht verstanden oder geliebt zu werden. Das war auch mit ein Grund, warum die Band so erfolgreich war: Weil sie vielen jungen Menschen aus der Seele gesprochen hat. Fraglich bleibt, ob die mittlerweile nicht mehr allzu jungen Fans nun auch mit der neuen Besetzung alt werden wollen. (Warner Music) Tom Glas

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