Millionenfache Klicks auf Musikplattformen zu erzielen und Auszeichnungen wie den städtischen Kulturförderpreis und den Musikpreis abzusahnen, das ist das eine. Den Lokalmatadoren von Telquist – so nennt Sänger und Gitarrist Sebastian Eggerbauer auch jene Band, mit der er ergänzt um drei Musikerkollegen auf der Bühne steht – aber gelingt es darüber hinaus auch spielend, Livepublikum in großer Zahl anzuziehen. Jedenfalls war ihre im Frühjahr begonnene „Glad to meet you“-Tour bereits restlos ausverkauft, als sie in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, München und Wien gastierten. Jetzt, im Winter, setzten sie diese Erfolgswelle der vollen Häuser in Bremen, Oberhausen, Würzburg tags zuvor in Zürich fort. Und auch in Regensburg, ihrer Homebase, gelingt ihnen dieses Kunststück in der Alten Mälzerei am 17. Dezember.
Vor sieben Jahren, da debütierte Sebastian Eggerbauer mit einer Platte, die er ganz selbstbewusst „Strawberry Fields“ genannt hatte. Damit zitierte er jenen psychedelischen Klassiker der Beatles von 1967, der für allerhöchste produktionstechnische Ansprüche steht. 22 war er da gerade, der aus dem niederbayerischen Mirskofen stammende Gitarrist. Sofort hatten Plattenfirmen ihre Fühler nach ihm ausgestreckt. Und weil ihn ein Wiener Label unbedingt unter Vertrag nehmen wollte, pressierte es plötzlich ziemlich mit dem Projektnamen. Dass es nach einigem Hin und Her dann „Telquist“ wurde, das war für Sebastian Eggerbauer zwar eher eine Sturzgeburt. „Der Name sollte sich vor allem gut googeln lassen!“ Mittlerweile aber findet er ihn „fein“, wie er sagt. Denn diese beiden Silben, sie setzen bunteste Assoziationen frei – ohne aber auch nur annähernd klare Antworten zu liefern. Weil es am Ende doch ein reines Fantasieprodukt ist. Und somit perfekt das verkörpert, was er seine musikalische Idee nennt. Und die lässt sich ganz einfach mit dem Motto „Ich erlaub mir alles“ umschreiben.
Live, hier in der Alten Mälzerei, „funktioniert“ (Sebastian Eggerbauer verwendet das Wort zwar, spricht es aber so aus, als würde er es auch nicht mit einem Steckerl anfassen wollen) diese bewusst in Szene gesetzte Regellosigkeit ein bisschen anders als auf Konserve: Die Band legt mehr Wert auf Dynamik, auf die Betonung der Differenz von „laut“ und „leise“, auf crashende Becken und verzerrte Gitarren. Und sucht gemeinsam nach „einfacheren Lösungen“ als auf Konserve. Christoph Hundhammer (der selbst Solo-Alben aufnimmt, unter dem Projektnamen Iuna Lux), der im Live-Konzept Gitarre und Keyboard beisteuert, lobt die Zusammenarbeit mit dem „brain“ von Telquist, der ganz nebenbei auch noch sein bester Freund ist: „Natürlich, die Songs, die sind alle vom Sebi. Aber, wenn’s um die Umsetzung auf der Bühne geht, machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach den richtigen Vibes.“
Und genau das spürt das Publikum: Dass das hier eben keine um Sebastian Eggerbauer herum konzipierte Ego-Show ist, mit verpflichteten musikalischen Zwangs-Dienstleistern. Sondern man (hinzu kommen noch Markus Hiltl am Bass und der vielbeschäftigte Jonny Ebert an den Drums) präsentiert sich als eingespielte Einheit, als vier Freunde, die gleichzeitig enormen Spaß verspüren und versprühen, wenn sie ihr gut 70-minütiges Programm inszenieren. Und dass Freundschaft für sie mehr ist als ein blechernes Wort, das beweisen sie auch damit, dass sie als Vorband die formidablen „Umami Joon“ verpflichtet haben. Dabei handelt es sich um ein Projekt ihres gemeinsamen Kumpels Joshua Benker. Der war Mitglied bei den „Some Sprouts“ (der wohl erfolgreichsten aller Regensburger Bands, was Klickzahlen und Tourneen anbelangt) – und weil er jetzt in Wien studiert, musste er sich auch musikalisch neu orientieren. Und entert prompt nochmal die Bühne, um Telquist stimmlich zu unterstützen. Weil es auch ihm um die wichtigste Sache der Welt geht: um künstlerische Selbstverwirklichung, live auf der Bühne und in der Gruppe. (Peter Geiger)