altemaelze

Ness

Hayden Thorpe

Britischer Folk trifft auf etwas Electronic und Art-Pop

Die Wild Beasts waren einst schon eine famose Band. Deren Sänger Hayden Thorpe macht mit seinem aktuellen Werk, seinem dritten Solo-Album, den Deckel drauf. Zugegeben, das Falsett von Thorpe muss man schon mögen, aber da es so lieblich und weich ist, fällt es nicht weiter schwer, viele finden ja Anohni Hegarty auch ganz umwerfend. Wobei wir auch schon bei einem Seelenverwandten dieses wunderbaren wie wundersamen Albums wären. Mark Hollis, Mike Hadreas, Thom Yorke, Owen Pallett, Robert Wyatt, Laurie Anderson und die Broken Bells sind weitere. Die Platte dreht sich um den Ort Orford Ness in Suffolk. Dort wurden einst Kriegswaffen entwickelt, dann wurde es zum Naturschutzgebiet über das wiederum Bestsellerautor Robert Macfarlane ein verzaubertes Buch geschrieben hat. Nachdem sich Thorpe und Macfarlane auf dem Kendal Mountain Literature Festival kennengelernt und dann zusammengearbeitet hatten, entstand die Idee, dass Thorpe ein Album aus Macfarlanes Prosa machen sollte. Teils Novelle, teils Prosagedicht, teils Mysterienspiel – in »Ness« vereinen sich ihre Fähigkeiten zu einer verblüffenden, beunruhigenden Wirkung und Thorpe erweckt die Lieder darin zum Leben, denn das wirklich bezaubernde ist diese feingeistige Musik, dieser experimentelle Art-Pop, der nicht von dieser Welt zu sein scheint. Das Propellor Ensemble trägt maßgeblich mit seinen diversen Holz- und Blechblasinstrumenten zu diesem Wunder bei, die dezent aber umso wirkmächtig eingesetzt werden. Es ist ungemein spannend hier zuzuhören und spannender als jedes Buch zu lesen. Chapeau zum Jahresabschluss! (Domino) HuSch

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