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Meanwhile

Eric Clapton

Resterampe oder clevere Neuverwertung?

Das letzte Werk mit neuen Nummern des legendären britischen Gitarristen war das Weihnachts-Album „Happy Xmas“ aus dem Jahr 2018, jetzt folgt mit „Meanwhile“ ein neuer Studio-Player, der allerdings auch etwas von einer Compilation an sich hat. Denn von den 14 Songs sind etliche Singles, die Clapton in den letzten Jahren, u.a. mit bekannten Musikern wie Judith Hill, Bradley Walker, Jeff Beck oder Van Morrison eingespielt hat. So ist darunter „Moon River“ mit dem inzwischen verstorbenen Jeff Beck und mit „The Rebels“ und „This Has Gotta Stop‹,›Stand And Deliver“. Gerade die letztgenannte Nummer aus dem Jahr 2020 war damals recht umstritten: Clapton und Morrison schießen im Text gegen die „Lockdowns“ als Reaktion auf die Covid-Pandemie. Die anderen Songs hat EC in den letzten Jahren einfach als reine „Singles“ veröffentlicht. So scheint „Pompous fool“ eine Reaktion auf den Rücktritt des britischen Premierministers Boris Johnson zu sein, eine bissige, ironische Blues-Hymne. Und zuletzt hatte Slowhand als Vorab-Single „One Woman“ veröffentlicht. Der Song verbindet, wie einst seine Interpretation des Bob Marley-Klassikers „I Shot The Sheriff“, bluesigen Rock mit Reggae. Dazu covert EC hier wieder einige Songs, so ist „Always on my mind“ eine Hommage an den Country-Outlaw Willie Nelson, den Clapton zusammen mit dem amerikanischen Bluegrass-Barden Bradley Walker eingespielt hat. Und wie sich Clapton den Bob-Neuwirth-Song „The Call“ zu einem eigenen macht wirkt bezwingend – als sei ihm das Lied auf den Leib geschneidert worden. Eric Claptons neues Album changiert zwischen abgehakten Polit-Provokationen und eingängigen neuen Songs. Dabei klingen Gitarre und Stimme bisweilen wieder bestechend. Fazit: neben acht Singles aus den vergangenen Jahren seit der Pandemie gibt es nur sechs Neukompositionen – ist das jetzt „Resterampe oder clevere Neuverwertung?“ wie in einer Kritik zu lesen war. Clapton selbst meinte in einem Interview im Mai 2024, dass das neue Album „aus leicht politischen Kommentaren und aus Songs, die einfach nur Songs sind“ besteht. Und da liegt er richtig, Claptons neues Album, seine 22. Veröffentlichung, changiert zwischen abgehakten Polit-Provokationen und eingängigen neuen Songs, die überzeugen als Alterswerk. Nachdem „Meanwhile“ bereits im Oktober zunächst nur digital erschienen ist, kommen Ende Januar jetzt auch die CD- und Vinyl-Versionen in die Läden. (Surfdog) P.Ro

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