Auch 45 Jahre nach der Bandgründung haben die deutschen Heavy Metal Legenden von Grave Digger um Sänger/Bandleader Chris Boltendahl noch einiges zu sagen. Auf Album # 22 „Bone Collector“ gibt es erstmalig in der Historie der Band keine Keyboards, und man vermisst sie auch nicht wirklich, und einen neuen Mann an der Gitarre. Tobias Kersting, von Orden Ogan gekommen, ist dann auch der heimliche Held der Scheibe, denn seine Soli sind echt klasse. Die Scheibe ist vorzüglich produziert (ich finde die Drums hören sich echt gut an, manch anderer findet das ja nicht, und die coolen Bassparts von Jens Becker, ex Running Wild, machen auch was her) und lag komplett in der Hand von Chris und eigentlich sind nur die Gesangslinien wie immer gewöhnungsbedürftig. Ein Halford oder Scheepers wird er halt im Leben nicht mehr, eher wie ein UDO aus der zweiten Reihe, und die wenigen ruhigen Normalgesangspassagen erinnern eher an einen Lemmy Kilmister. Aber das ist egal und passt halt auch zur Band, genauso wie der deutsche Akzent. Melodien kommen dennoch nicht zu kurz („The Devil’s serenade“ bzw. das eher ruhigere, mit akustischen Parts angereicherte „Mirror of Hate“ mit dem Lemmy Gesang im Refrain), egal ob das richtige harte Brecher sind („Made of Madness“, „Forever Evil and buried alive“), stampfende Herden („Graveyard Kings“) oder mal leicht doomig Schleppendes á la Overkill trifft Ozzy („Riders of Doom“). Komplett aus dem Rahmen fällt die wirklich tolle Halb-Ballade „Whispers of the Damned“ die mit über sechs Minuten einen starken Abschluss des Albums darstellt. Allerdings muss man sich hier dann die DigiPak-CD Version kaufen, denn sie ist nur hier enthalten. Wer sich also für flotten, eher traditionellen Metal der alten Schule (Accept, Judas Priest, Flotsam & Jetsam) begeistert oder die Band eh schon immer verfolgt hat, kauft sich diese starke sechs Sterne Scheibe natürlich sofort. (Rock-of-Angels) HJH
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