Das Debütalbum „LifeCycle“ (1988) der Münchner Band SIEGES EVEN war für viele bereits ein Kulturschock. Hilflos versuchten Journalisten den progressiven Thrash der jungen Musiker mit Begriffen wie „Jazz Metal“ zu umschreiben, während Metalfans entweder mit Begeisterung oder mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf reagierten. Trotzdem war unbestritten, dass es sich hier um eine der musikalisch besten Bands aus Deutschland handelt. Zwei Jahre später setzten sie mit dem Nachfolger „Steps“ noch einen drauf. Der Thrash-Anteil wurde bis fast auf null reduziert, dafür zeigte man schonungslos, dass man in den vergangenen Monaten erneut Fähigkeiten dazugewonnen hatte. Die damals immer noch junge Band spielte auf einem Niveau welches im europäischen Heavy Metal beispiellos war. Nur in Amerika lieferten Watchtower oder Dream Theater ähnlich kompliziert arrangiertes Material. In guter Rush-Tradition gab es auf „Steps“ einen langen Song auf der A-Seite (25 Minuten!), während die B-Seite fünf Tracks und ein Outtro aufweist. Das Stück „Corridors“ist ein weiteres Beispiel für die unfassbaren Fähigkeiten der jungen Musiker. „Steps“ist insgesamt eigenständiger als „Life Cycle“, welches noch stark an Watchtower erinnerte. Durch den Gesang von Franz Herde, der beim Nachfolger nicht mehr zu hören war, schließt sich hier das erste Kapitel von Sieges Even. Aufgenommen wurde „Steps“ 1990 in den Lakeside Studios von Charlie Bauerfeind, der als Produzent heute bekannt ist. Trotz des anspruchsvollen Materials war das Album ein Erfolg. Heute findet man „Steps“ noch immer in vielen Listen, wenn es um die wichtigsten Prog-Metal-oder Progrock-Alben von damals geht. Es war seit den Originalpressungen auf Steamhammer/SPV nicht mehr erhältlich, doch jetzt wurde es von Andreas „Neudi“ Neuderth aus der Versenkung geholt – CD und LP wurden separat gemastert, damit jedes Medium den bestmöglichen Klang entfalten kann. (Golden Core)