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Come From Away – Musical

Premieren-Kritik zur Aufführung am 22. Februar im Theater am Bismarckplatz

Weitere Aufführungen noch im März, April, Mai, Juni

Der 11. September 2001 ist ein Datum, das sich in die Erinnerung vieler Menschen eingeprägt hat. Die Bilder von den Flugzeugen, die in die Zwillingstürme des World Trade Center rasen und der folgende Einsturz der beiden Gebäude sind im kollektiven Gedächtnis gespeichert. Die Situation für Flugpassagiere an diesem und dem folgenden Tag war dramatisch, der amerikanische Luftraum wurde gesperrt und Flugreisende wussten stundenlang nicht, was eigentlich passiert war. Der Flughafen in Gander, Neufundland, war zu Zeiten der Propellermaschinen ein wichtiger Punkt zum Auftanken, nicht mehr gebraucht für die Jets der neuen Generation. Und auf diesem Flughafen wurden am 11. September etliche Flugzeuge zum Zwischenlanden geparkt. Die Einwohner von Gander waren konfrontiert mit den Nöten der Passagiere, die Verpflegung und Unterkunft und auch Trost in ihrer Situation brauchten.

Das ist der Ausgangspunkt für dieses Musical. Irene Sankoff und David Hein verarbeiteten diesen Stoff in ein Bühnenstück voller Zuneigung und Mitgefühl. Die dramatische Notlage der Menschen zeigt sich in der Sorge um die Familien zu Hause, die lange nicht wussten, wo die Menschen geblieben waren, und der Ungewissheit, wie lange die Zwischenlandung dauern würde. Aber diese tragischen Momente dominieren nicht das Geschehen auf der Bühne. Im Mittelpunkt steht die selbstlose, mitfühlende Hilfsbereitschaft der Bevölkerung von Gander, mit der die Gestrandeten versorgt wurden, und aus der sich Freundschaften entwickelten, die teilweise heute noch bestehen.

Diese tragisch-menschliche Situation wird im Musical aufgelöst und umgesetzt in einem rasanten Szenenwechsel, den Sebastian Ritschel meisterhaft inszeniert. In knappen Dialogen, mit spritzigen Gesangseinlagen und fetzigen Tanznummern halten die zwölf Ensemblemitglieder das Publikum in Atem. Da fällt es schwer, einzelne Rollen herauszupicken, es ist eine atemberaubende, energiegeladene, grandiose Ensembleleistung über 110 Minuten auf der Bühne. Durch schnelle Kostümwechsel, mal eine Kappe, mal eine andere Jacke, schlüpfen die Schauspieler in die unterschiedlichen Rollen, ziemlich atemlos für die Akteure und die Zuschauer. Mit kleinen Elementen – Stühle und einige Tische – wird das Bühnenbild an die Situation angepasst, zwischen Bar, Flugzeug oder dem öffentlichen Raum geschieht die Verwandlung im Sekundentakt.

Die abwechslungsreiche Choreografie von Gabriel Pitoni verlangt von den Spielern punktgenauen und vollen Einsatz, Songs mit Anklängen an irische Folkmusik unterstützen das temporeiche Geschehen auf der Bühne. Die Band ist im Obergeschoss der stilisierten Abflughalle mit dem Schriftzug GANDER platziert und bedient unter der Leitung von Andreas Kowalewitz die irische Bodhran, Fiddle und Whistle.

Dennoch erscheint manches zu glatt, eingebettet in das rasante Bühnengeschehen. Es gibt wenig Raum für Emotionen, echten Kummer, begründete Sorge. Auch geht durch die Übertragung ins Deutsche wohl die ursprüngliche Vielfalt der Idiome verloren – angefangen vom Neufundland-„Platt“-Englisch bis zum Texas-Slang, das war bestimmt eine lustige Sprachverwirrung.

Intendant Sebastian Ritschel und Dramaturg Ronny Scholz haben jahrelang darum gekämpft, die Rechte an diesem Musical für eine deutsche Erstaufführung erhalten. Nach vielen Telefonaten, Mails und nimmermüdem Dranbleiben ist es ihnen gelungen und sie konnten das Musical in Regensburg auf die Bühne bringen. Das Interesse an dieser Produktion ist riesig, auch viele Besucher von Auswärts kommen deshalb ins Theater am Bismarckplatz. So gab es schon lange vor der Premiere nur noch vereinzelte Restkarten für die weiteren Vorstellungen. Vom 9. bis 13. Juli wird „Come from away“ in dieser Inszenierung auch im Deutschen Theater in München zu sehen sein.

(A.Rossbacher-Mendel) Fotokredit: Theater Regensburg