Nach zwei pandemisch konditionierten „Reaktions“-Alben, „Yay!“ (2023) und „Neigh!!“ (2024), ein paar Non-Album-Singles und einem Compilation-Album ist MOTORPYCHO nun wieder da, wo wir sie alle kennen und lieben: mit einem epischen, ausufernden Doppel-Album, das bis zum Rand mit einfallsreicher, organischer und ekstatischer Rockmusik gefüllt ist. Dieses 11-Song-Werk mit dem gleichnamigen Titel bietet genau so viel Abwechslung und Vielfalt, Harmonie und Zwietracht, wie man es von einer Band erwartet, die schon einige Alben veröffentlicht hat und heutzutage als eine Institution im europäischen Rock gelten muss. Von prägnanten Drei-Minuten-irgendwas-Pop-Rockern bis zu 10-Minuten-plus-Progressiv-Epen, über akustische Intimitäten und psychedelische Ausraster, das ist geballte MOTORPYCHOsis! Da die traditionelle drei- oder vierköpfige Rockband heutzutage eine aussterbende Art zu sein scheint, und MP ohnehin immer eine Band im Wandel war, hat im Psychoverse eine neue pragmatische Ära begonnen. Die Band wurde, wie man es alchemistisch ausdrücken könnte, „aufgelöst und gereinigt“ und ist nun wieder auf die beiden Gründungsmitglieder HMR und BS reduziert. Das ist nichts Neues, das ist schon ein paar Mal vorgekommen, aber heutzutage sind sie auch die Eigentümer und Macher der Plattenfirma NFGS, die jetzt der Dreh- und Angelpunkt aller Bandaktivitäten ist, und „Motorpycho“ markiert zum ersten Mal seit 35 Jahren die endgültige Trennung von bestehenden Verbindungen zu anderen Labels. Der minimalistische Titel des Albums ist also nicht nur einprägsam, sondern auch ein Statement: Im Psychoverse hat eine neue Ära begonnen, dies ist eine Zeit des Neubeginns für eine Band, die zwei Jahre damit verbracht hat, sich zu konsolidieren und neu aufzustellen, bevor sie mit schmetternden Trompeten einen neuen Weg einschlug (… und Trompeten werden im Psychoverse nicht viel lauter geschmettert als bei dieser großspurigen Übertreibung. Das macht Spaß!). In der Tat, ein neuer Tag bricht an. Der Kern der Band wurde bei diesen Aufnahmen geschickt von einer Schar von Größen aus der gesamten skandinavischen Musiklandschaft unterstützt: Die Schlagzeuger Ingvald Vassbø und Olaf Olsen, die Streicherarrangeurin/Violinistin Mari Persen, die Sängerin Thea Grant und – wie immer – der Ehren-Psycho, Bruder Reine Fiske, sie alle waren Mitreisende auf dieser musikalischen Reise. Und da gibt’s wirklich einiges zu hören! (NFGS/Cargo) P.Ro
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