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Kapelle Josef Menzl

Kritik zum Konzert am 26. März im Audimax in Regensburg

Aufzünden, und zwar bodenständig virtuos: Josef Menzl feiert mit seiner Kapelle vor restlos ausverkauftem Haus den 30. Geburtstag

Nach diesem Mittwochabend im Audimax sind eigentlich nur noch zwei Steigerungen möglich: Und zwar entweder die Verfilmung der Vita des Josef Menzl. Oder gleich seine Heiligsprechung. Denn seit 30 Jahren gelingt es diesem gestandenen Einmeterneunzig-Mannsbild aus Oberisling gemeinsam mit seiner Kapelle, den Platz in den Herzen ihrer Fans Stück für Stück zu erweitern. Und das geht so: Sie pumpen das, was traditionell unter bayerischer Blasmusik begriffen wird, auf, wie einen Ballon. Überfliegen dabei Genregrenzen zum Jazz, zur Klassik und zum Pop. Pulverisieren sie wie Marodeure. Und landen direkt in den Seelen ihrer Zuhörer. Die kamen prompt in Strömen, viele davon in Dirndl und Lederhose gekleidet, zur großen, vom Lions-Club Regensburg-Land als Benefizveranstaltung eingefädelten Geburtstagsfeier. Um bei Bier und Leberkas zu feiern. Und so die Spendenboxen zu füllen, für den Verein „Zweites Leben“ wie auch die „Sternstunden“.

Zum Heldenstatus von Josef Menzl trägt auch seine Sprache bei. Weil er es versteht, sein Publikum immer wieder im Dialekt „von der Seit’n“ anzureden. Also ein bisserl frech, ein bisserl ironisch – und so auf einen Schlag dafür zu sorgen, dass etwaige kommunikative Barrieren gar nicht hochgefahren werden. Deswegen steht auf den Standarten der Notenständer auch die herzliche Aufforderung „Reißt’s Eich zamm“ drauf. Was einer Aufforderung gleichkommt, sich einen Abend lang willenlos hinzugeben, an diesen „Campino der Blasmusik“, wie ihn Lions-Präsident Karl-Heinz Hörnlein huldvoll begrüßt hatte. Das Motto, mit dem der Bandleader seinen großen Abend einläutet, lautet: „Aufzünden!“ Das ist der bayerische Spezialbegriff für die Verheißung, dass auf einen fulminanten Auftakt eine wuchtige Beschleunigungsphase folgt. Bevor sie dann wie ein Sternerlwerfer in einer Vielzahl von Höhepunkten der Extraklasse mündet. Mit anderen Worten – los ging’s in der kleinen Zehnmann-Besetzung mit „Hoch Wittelsbach“. Der oberpfälzische Klassiker „Schöi mouß göih“ und das „Rehragout“ sollten folgen, bevor dann die Tanzlmusi, erweitert um die Harfenistin Andrea Feldkircher, besinnliche Töne anschlug und Josef Menzl ins Gitarrenfach wechselte. Dann folgte ein Ausflug in die Welt des klassischen Show-Business, der von der „Mausi“ genannten Gesangs-Begleiterin aus frühen Tagen aufgepeppt wurde: Ausgestattet mit einem Paar Kastagnetten beschwor sie tänzerisch den Geist der Lola Montez herauf.

Überhaupt ging‘s geburtstagstypisch viel um alte Zeiten. Etwa, wie beim Auer-Bräu Mitte der 1990er Jahre der Mythos des Josef Menzl erst entstand. Da hatte Moderatorin Stephanie Birnthaler kurzzeitig Mühe, das Konzept wieder einzufangen, als der Wirt Karl-Heinz Mierswa die Bühne betrat. In „Wetten dass ..?“-Manier holte er Kandidaten aus dem Publikum, um sie für ein gleichermaßen rätselhaftes wie spektakuläres Spiel um eine Deckenlampe zu gewinnen. Dann betrat der ziemlich quirlige Joseph Wasswa aus Uganda die Bühne, um, begleitet von einem riesigen Kirchenchor aus Steinweg, afrikanische Klassiker zu bieten, die in Miriam Makebas „Pata Pata“ gipfelten. Nach der Pause erschienen dann die alten Weggefährten von Slick 50. Mit ihrem brillant arrangierten Rockabilly der Marke Noir eröffnete das Quartett Josef Menzl die Chance, wieder in die Rolle des Saxofonisten zu schlüpfen. Norbert Neugirg war es vorbehalten, martialisch formulierte Geburtstagsgrüße von der Altneihauser Feierwehrkapell’n zu übermitteln, bevor dann zum Finale geschritten werden konnte. Das lebte und bebte besonders deshalb, weil Harry Eitzinger sich obenrum nackig machte. Da tanzte das Publikum im Betonbottich, der längst zum „Gauditorium Maximum“ umfunktioniert war, vor hochgeklappter Bestuhlung. Und als der Salzburger dann ziemlich brillant „Bohemian Rhapsody“ von Queen und „Music (was my first Love)“ von John Miles intonierte, kannte die Raserei keine Grenzen mehr. In einem abschließenden Akt des Wahnsinns schmiss sich dann der „Hopf“ genannte Trommler auf die Bespannung seines Instruments, das ihn trampolinartig zurück auf den Boden der Tatsachen schickte. So und nicht anders stellen wir uns das vor, für die nächsten 30 Jahre, Herr Kapellmeister Josef Menzl! (Peter Geiger)