altemaelze

Stereo Crush

Gotthard

Starkes Statement der Schweizer

Auch nach nunmehr 14 Alben im Gepäck beweisen die seit 1992 aktiven Tessiner Gotthard mit „Stereo Crush“, dass sie musikalisch noch immer was zu sagen haben. Und im Gegensatz zur weitläufigen Meinung finde ich den Vorgänger „#13“ richtig stark. Doch zurück zur neuen Scheibe: Diese wurde im Zusammenarbeit mit Altmeister Charlie Bauernfeind (Blind Guardian, Running Wild, Rage usw.) in Verbindung mit Leo Leoni sehr ansprechend produziert und kommt relativ muskulös aus den Boxen. Mein CD-Player im Auto verlangt hier eine Lautstärke vier statt fünf. Die Innovationen musikalischer Art halten sich erfahrungsgemäß in Grenzen, bieten aber an der einen oder anderen Stelle etwas modernere Sounds, die mir persönlich so gar nicht zusagen wollen: „AI and I“ mit seinem „mechanischen“ Gesangslinien (immerhin mit ansprechendem Chorgesängen) bzw. die erste Single „Boom Boom“ (hört sich an wie die fast gleichnamige Black Stone Cherry Nummer nur in öder, dafür hat es einen schönen Hammond Orgel Part) wollten bei mir auch nach mehrmaligem Hören nicht zünden. Einzig „Devil in the Moonlight“ macht hier richtig Spass. Zudem ist schon hier sehr auffällig, dass es der Scheibe an wirklich zünftigen Gitarrensoli mangelt. Erstaunlich wenn man bedenkt, dass Leo Leoni ja mitproduziert hat und mit Freddy Scherer noch ein zweiter Gitarrist an Bord ist (man fragt sich des Öfteren wofür eigentlich). Auf der anderen Seite gibt es dann wieder Songs, für die Bon Jovi heutzutage ihren rechten Arm hergeben würden: „Thunder and Lightning“ (zweite Single Auskopplung aus der CD) mit seiner Stadionrockattitüde und klasse Mitsingrefrain, der im Ohr hängen bleibt, das luftig lockere angenehm rockige „Liverpool“ (mit leider nur kleinem Gitarrensolo, der Song hätte eher ein EPISCHES verdient) welches in Zusammenarbeit mit Krokus Mann Chris von Rohr entstand, bzw. der Richie Sambora-Gedächtnissong „Rusty Rose“ mit Talkboxparts, endlich mal einem geilen Gitarrensolo und einem erneut starken Hammondorgel-Part. Dazwischen gibt es einige wirklich schöne Balladen: „Burning Bridges“ mit Piano, Streichern und was so dazugehört bzw. „Life“, das etwas rockigere Gegenstück (toller Text wie auch bei „AI and I“) und den schunkelnden Rocker „These are the Days“, wo mir eher ein aktueller The New Roses Song als anderswo zu lesen Blackberry Smoke in den Sinn kommen. Die Mundharmonika passt hier in Verbindung mit einem weiteren klasse Hammondorgel Part super dazu. Mein zweiter richtiger Anspieltipp wäre das wie eine Mischung aus späteren Whitesnake bzw. Coverdale/Page daher kommende „Dig a little Deeper“ mit seinen Streichern und leichtem orientalischen Einschlag sowie dem besten Gitarrensolo (aufgeteilt in kurzen Mitteilteil und langem „Endstück“) auf der ganzen Scheibe. Hier hätte man gerne mehr davon gehört und die Scheibe wäre noch besser und etwas zupackender ausgefallen. Zahnlos und zahm wie im Metal Hammer zu lesen ist sie aber auch so nicht. Ist halt keine Metal Scheibe. Wie üblich gibt es auch hier wieder einen Coversong. Erwischt hat es diesmal die Beatles mit „Drive my Car“ (dritte Single Auskopplung aus der CD) und wurde in eine schön rockige Version gemorpht. Gebraucht hätte ich sich nun nicht wirklich, schon gar nicht so prominent fast in der Mitte der Scheibe platziert. Lieber wäre mir hier ein weiterer eigenen Song und der Coversong hier dann eher als Bonus Track für die DigiPak Version des Albums ans Ende gepackt, die ich mir gekauft habe. Denn mit gerade mal 42 Minuten ist die Platte nun nicht wirklich lang ausgefallen. Ein Wort noch zum Gesang von Nic Maeder: Absolute Spitzenklasse und auch wenn ein Steve Lee (RIP) für immer unerreicht bleibt, so beweist er doch, dass er die Band sozusagen gerettet hat und auch live eine absolute Bank ist. Unterm Strich gibt es somit von mir 5,5 Sterne und eine Kaufempfehlung. (Reigning Phoenix) HJH

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