Er ist bei uns bekannt geworden als Gitarrist der Leningrad Cowboys und später als Gitarrist bei Wishbone Ash, die er vor gut 20 Jahren verlassen hat. Daneben ist der aus Finnland stammende Musiker als Solo-Künstler unterwegs und veröffentlicht Ende Mai mit „It’s Personal“ sein bereits 21. Soloalbum. Und das ist durchaus eine besondere Veröffentlichung, denn nicht mehr viele Musiker bringen dieser Tage ihre Alben noch auf CD und Vinyl heraus – ganz zu schweigen von einer Doppel-Album als Kombination aus Studio- und Livealbum. „Ich war in letzter Zeit so inspiriert zu spielen, und viele Leute haben schon lange nach Instrumentalstücken gefragt … also bitte sehr, ein reines Instrumentalalbum.“ „It’s Personal“ ist genau das! Granfelt spielt Gitarre, rein zum eigenen Vergnügen, ohne Regeln oder Einschränkungen, sondern als eine schöne Sammlung musikalischer Statements. Es sind Lieder mit Melodien, Riffs, verschiedenen Klangtexturen – und ja, natürlich gibt es Soli, aber sie bleiben Teil der Lieder, anstatt dass die Lieder eine Ausrede für endloses Geklimper sind. „Wir haben die Basistracks live zusammen mit Masa Maijanen (Bass) und Jari Salminen (Schlagzeug) in einem großen Raum aufgenommen. Dann habe ich mich in meinem kleinen Studio eingeschlossen und hatte dort die wunderbarste Zeit, Gitarrentracks aufzunehmen und Sounds zu kreieren. Ich denke ehrlich, dass ich etwas ganz Besonderes und Persönliches geschaffen habe und bin wirklich sehr stolz auf das Ergebnis.“ Typisches Beispiel bei diesen neun Tracks ohne Gesang ist das vorab ausgekoppelte Stück „Crash Test Dummy“, dazu der Kommentar von Granfelt: „ In den Riffs kommt mein innerer Jeff Beck zum Vorschein. Ich versuche nicht ansatzweise, es zu verbergen. Die Wiederholung des ersten Riffs brachte mich auf die Idee für den Titel. Diese Stopps sind wie eine Art Crash. Anstatt eines normalen, rasanten Solos habe ich beschlossen, etwas Sanftes und Melodisches zu kreieren, bevor es wieder zum Riff wird.“ Beim anderen Album, der Live-Scheibe wiederum beweist er erneut, dass er auch ein hervorragender Sänger ist, und dieser Longplayer ist gleichzeitig ein weiteres Zeugnis für eine Band, die maximalen Spaß an dem hat, was sie tut. Aufgenommen während der Tour 2024 zum Jubiläumsalbum „Gratitude“, Bens Hommage an Jeff Beck, Robin Trower und Gary Moore, zeigt sich, dass kein Ben-Granfelt-Konzert dem anderen gleicht. Eingespielt auch hier wieder in der Trio-Version mit Maijanen und Salminen. Es wurde dabei viel gejammt, und die Songs unterscheiden sich meist recht deutlich von den aufgenommenen Studioversionen. Unter den sechs Live-Tracks sind drei Coverversionen – „Bridge of Sighs“ von Robin Trower, der Pink Floyd-Klassiker „Breath“ und „Cocaine“, im Original von J.J. Cale. Absolut gelungene Werkschau! (a1 Records) P.Ro
*****
******* = genial / ****** = phänomenal / ***** = optimal / **** = normal / *** = trivial / ** = banal / * = katastrophal