Diese Band galt als der Prototyp des Power-Pop der US-Szene der 70er Jahre. Vor allem auch durch ihren Sänger Eric Carmen. Vor 50 Jahren erschien ihr letztes Album und Anfang März 2024 ist Eric Carmen mit 74 Jahren gestorben. Hier eine Rezension dieses Albums aus „Rocks“, dem Classic-Rock-Magazin.
Ihr finales Album mag nicht das populärste und erfolgreichste der 1970 in Cleveland, Ohio, gestarteten Raspberries sein. Und doch ist es „Starting over“, mit dem sich die personell neue aufgestellte Band um Eric Carmen ein musikalisches Denkmal setzte. Boten die drei vorangegangenen LPs überwiegend Bubblegum-Power-Pop, der sich auf kräftig nachgezuckerten The Who und die Small Faces berief, fingen die Raspberries plötzlich an zu zaubern. Und zwar nachmals härter als zuvor auf „Side 3“ (1973): „Starting over“ ist ein überaus wuchtiges Heavy Rock-album der Siebziger, das mit schwungvoll-saftigen Gitarrenbreitseiten „Who’s Next“ mit Brian Wilson und Humble Pie verkuppelt; in „I don’t know what I want“ klingt zudem der frühe Alice Cooper an. Was alleine in der phänomenalen Einstiegssuite „Overnight Sensation (Hit Record)“ geschieht, ist von solch überwältigem Sentiment, dass es sich nur schwer in Worte bringen lässt – und hat offenbar auch die Band so sehr berauscht, dass sie gar nicht aufhören konnte, ihre im komplexen Kanonsystem aufgebauten Harmoniegesänge immer wiedr neu anzustimmen. Mehr Beach Boys und mehr Gospel gehen schlecht. (Capitol)