Man kann es als ironisch verdrehte Kampfansage werten, wenn eine Band ihr Album mit „ALL FILLER NO KILLER“ betitelt. Genau das Gegenteil erwartet einen nämlich, wenn man die elf neuen Songs der Baits hört, die das Beste der alternativen 90er verwirbeln und mit einem satten Pop-Anstrich zum Glänzen bringen. „Einerseits ist der Titel eine blöde Art von Understatement, unsere Art von Humor. Aber auch Kritik an der KI-getriebenen Entwicklung in der Musik. Mainstream-Charts z.B. kann ich gar nicht hören, weil das Dosenmusik ist, Fertigware.“; so Sängerin, Gitarristin und Songwriterin Sonja im Interview. Die österreichische Band hatte sich einiges vorgenommen für ihren Debütnachfolger, vor allem, nachdem die Entstehung des Erstlings dem Quartett als eher unangenehme Erfahrung im Gedächtnis geblieben ist: „Wir wollten einen großen Schritt wagen und ich glaube, das ist uns gelungen. Wir klingen jetzt viel kompakter und klarer. Im Vergleich zum ersten Album lief der ganze Prozess wesentlich entspannter ab, weil wir dazu gelernt haben und wissen, worauf es ankommt.“, führt die sympathische Künstlerin aus und ergänzt lachend: „Das Schöne ist, dass wir viel Vertrauen ineinander haben. In der Preproduction haben wir viel probiert. Wir spielen uns da, wie Kinder im Bällebad.“ Auf Kompaktheit und Qualität, eben der Absenz von schnödem Füllmaterial, lag das Hauptaugenmerk während der ambitionierten Arbeiten am von Drummer FAZO666FAZO produzierten ALL FILLER NO KILLER: „Uns war wichtig, dass jeder Song für sich stehen könnte, oder, um in Spotify-Terms zu sprechen: dass jeder Song eine Single sein könnte. Aber eben auch, dass das Album als Ganzes, sowie in A- und B-Seite aufgeteilt, funktioniert.“ Die oft sozialkritischen Themen der Platte – „Alltagssexismus“, „Echokammern“, „der Duck des Endzeitkapitalismus“ – betten die Wiener auf einen eingängigen Klangmix, der von den 90er Jahren inspiriert, aber modern und eigen interpretiert ist: „Wir sind mit unterschiedlichen Strömungen dieser Ära groß geworden, mit Grunge, der Riot-Grrrl-Bewegung, Skate Punk. Das war damals überall, es war neu, frech und spielerisch. Man durfte sein wie man ist, ohne in das klassische Lederjacken-Schema passen zu müssen. Das haben wir mitgenommen: den Spaß an der Musik, einen gewissen Humor. Die Welt steht in Flammen, man kann gefühlt nichts dagegen tun, da wird es für uns immer wichtiger, ein Ventil zu haben, eine Fluchtmöglichkeit in die gute Zeit. Die Leute brauchen schwitzige Rockkonzerte!“ Von diesen Konzerten stehen bei den Baits 2024 noch viele auf dem Plan und auch sonst ist einiges los: „Gerade sind wir in der Kategorie „Hard & Heavy“ beim österreichischen Musikpreis „Amadeus Award“ nominiert. Wir hoffen natürlich, dass wir den abholen dürfen. Außerdem wollen wir viel live spielen, auch in anderen Ländern. Es wäre toll, mal einen großen Act in Europa supporten zu dürfen. Und wir wollen uns nicht zu lang Zeit lassen mit dem dritten Album, weil wir gerade gut in Fahrt sind.“ (Sony) Jacqueline Flossmann
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