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Marlin Beach

Bandfeature Juli 2024

Ehrgeizig und elegant, vielseitig und zuverlässig -Produzent und Multi-Instrumentalist Lucas Adlhoch betreibt als „Marlin Beach“ sein Solo-Projekt

Hört sich man in Regensburg um, wer unter den jungen Musikschaffenden wohl derjenige ist, der die Sache mit dem Pop am besten drauf hat, dann bekommt man meist als Antwort zu hören: „Da fällt mir Lucas Adlhoch ein!“ Denn Leute wie Säm Wagner von der Kultur- und Heimatpflege beim Bezirk Oberpfalz oder Markus Apflbacher vom Kulturamt der Stadt Regensburg, sie schätzen nicht nur seine Vielseitigkeit. Auf seiner Homepage gibt er als Berufsbezeichnung „Komponist, Produzent und Toningenieur“ an. Hinzu kommt auch seine Zuverlässigkeit – nicht nur die Sportfreunde Stiller vertrauen auf seine Dienste, auch die Some Sprouts (gegenwärtig wohl der wichtigste Pop-Export der Donaustadt), Pam Pam Ida, Telquist, Bruckner, die Moon Mates und die Komets, sie alle setzen auf die Dienste des 28-jährigen, am Keilberg aufgewachsenen Regensburgers.

Ambition und Gefälligkeit

Im Augenblick aber konzentriert sich Lucas Adlhoch ganz auf seine Rolle als Musikerfinder: Sein Bandprojekt nennt er Marlin Beach – und damit möchte er bei seinem Publikum nicht nur Assoziationen auslösen, an exotische wie maritime Urlaubsorte. Sondern es handelt sich auch um einen Kniefall vor dem Genre des „Yacht Rock“, also jener in den 1970er Jahren aufgekommenen Spielart, als an der US-Westküste Bands wie die Eagles, die Doobie Brothers oder Toto technische Perfektion mit kompositorischer Brillanz zu einem von makellosen Chorgesängen begleiteten Soundcocktail vereinten – und damit den Beweis antraten, dass sich größtmögliche Ambition und gleichzeitige Gefälligkeit keinesfalls im Widerspruch zueinander befinden müssen. Sondern auch als Symbiose realisierbar sind.

Magie der Einsamkeit

Schon der Titel der neuen, vor wenigen Tagen erschienenen Single zeigt, dass Lucas Adlhoch jenes große Billard beherrscht, das eins zum anderen kommen lässt, perfekte Berührungspunkte schafft und das sogleich das ganze Programm aus den unendlichen Echokammern des Pop abzurufen vermag. In seiner Ballade „Springsteen“ – sogar ein Saxophon ist zu hören! – beschwört der Endzwanziger genau das, was der titelgebende „Boss“ seinerseits 1975 – also gut 20 Jahre vor *Lucas Adlhochs Geburt – in „Thunder Road“ gemacht hat: Musik wird zum Erinnerungsmarker! Sie ist es, die emotionale Duftnoten setzt, für all das, was wir in Bayern als jenes „Packerl“ bezeichnen, das ein jeder von uns zu tragen hat. Bettelte Springsteen noch um Trost, indem er die dunkle Magie der Stimme von Roy Orbison heraufbeschwor, die für all die Einsamen da draußen singt, so ist es bei Marlin Beach just die Erinnerung an Songs jenes Springsteen, die den Takt vorgeben, für den Schlag des „Herzens eines Einzelgängers“, dem soeben die Liebe abhanden gekommen ist, wie anderen Menschen ein Regenschirm oder eine Baseballkappe.

Kampf um Aufmerksamkeit

Unterhält man sich mit Lucas Adlhoch, dann mutiert das Gespräch sogleich zu einem Kurs in Sachen „Selbstvermarktung im Zeitalter der Streaming-Dienste“. Niemand in der Musikbranche kann heute ernsthaft darauf spekulieren, von seiner auf Vinyl oder auf CD gepressten Musik leben zu können. So, wie einst in den 1980er Jahren Videos die Radiostars ausrotteten, so führen heute greifbare Tonträger nur mehr ein Schattendasein. Die Wahrheit – und damit der kommerzielle Erfolg – das alles liegt heute auf den Smartphones. Weil dort mit Spotify oder YouTube jene Apps installiert sind, die Musik für jedermann allzeit verfügbar machen. Das heißt: Der Kampf um jene immer schmaler werdende Ressource, die Aufmerksamkeit genannt wird, er entscheidet sich auf jenen paar Quadratzentimetern, die jedem Handynutzer als Bildschirmoberfläche zur Verfügung stehen.

Der Reiz des Neuen

Seit März hat Marlin Beach jetzt im Sechswochen-Takt jeweils eine Single veröffentlicht (eine besser als die andere) – und dies jeweils kundgetan, in den Sozialen Netzwerken. Im Juli sollen die fünf Songs, die sodann gesammelt vorliegen, zu einer EP (was zwar für Extended Play steht, aber kürzer ist, als die LP abgekürzte Langspielplatte) gebündelt unter dem Titel „Patterns“ veröffentlicht werden. Mit diesen von ihm erschaffen Mustern möchte Lucas Adlhoch, der schon seit Frühjahr auf Tour ist, seinem Publikum stets den Reiz des Neuen bieten. Die Regensburger haben dazu Gelegenheit, das Gesamtpaket am 23. Juli in der Heimat live mit Band zu begutachten. Und weil Lucas Adlhoch aus den reichgefüllten Echokammern des Pop schöpft, wird er „Patterns“ dann vielleicht auch schon auf Vinyl und als CD zum Kauf anbieten können. (Peter Geiger)

Fotokredit: Marlin Beach/facebook