„Wir machen nur eine kurze Pause, weil der Veranstalter gesagt hat, wir müssten unbedingt um 22 Uhr aufhören. Des versteh ich net“, sagte Wolfgang Ambros und fuhr fort: „weil, schaut’s Eich doch um, wen stört’s“ und deutete auf der Piazza im Regensburger Gewerbepark auf die Glasflächen der Bürohochhäuser und die Parkdecks drumherum. Damit drückte ein Neutraler von außen aus, was mir seit langem in Bayern und auch außerhalb an Fragezeichen begegnet: Warum ist das Ordnungsamt in Regensburg restriktiver, als andere Behörden in Großstädten mit wesentlich höherer Veranstaltungsdichte? Außerhalb Regensburgs wird gemunkelt, der wesentlich größere Bürokratiewust in Regensburg könne auch Ausdruck von Verunsicherung und Unkenntnis bei größeren Publikumsveranstaltungen sein? Bevor man etwas falsch macht, haut man lieber noch ein 10seitiges Formular zusätzlich raus, so ein weiteres Argument. Statt dass man sich mal bei anderen Ordnungsbehörden über die Sachlage kundig mache. Als Fritz Wiedmann noch beim Kreisverwaltungsamt München (KVR) tätig war, war dieser vielfach als Referent für Veranstaltungsauflagen an Verwaltungsschulen und bei Behördentreffen tätig. Und das KVR war und gilt immer noch als „der harte Hund“ in Sachen Veranstaltungsauflagen. Doch Fritz Wiedmann ist in Rente und kann dem Regensburger Ordnungsamt bei einem effizienten und kompetenten Genehmigungsmanagement leider nicht mehr helfen. Aber es ist doch einiges auffallend – auch in Bayern. Ich war letzte Woche mit „Haindling“ auf der Plassenburg hoch über Kulmbach. Da fiel der Schlussakkord um 23 Uhr. Oder beim Burg Abenberg-Festival, hoch über der gleichnamigen mittelfränkischen Stadt, wo seit Jahrzehnten mit der Lärmkule ebenfalls nicht um 22 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Wo liegt in Regensburg der Wurm begraben? Das wäre für die Zukunft mal eine Recherche wert…
Zurück zu Wolfgang Ambros und seinem Schmäh. Mit einem gespritzten Vierterl Weißwein neben seinem Hocker und launigen Sprüche als Reminiszenz an sein abwechslungsreiches Leben als Kreativer, ließ er sein erstaunlich mitsingfreudiges Regensburger Publikum teilhaben an seiner Vita. Er hat in den letzten Jahren mit Erkrankungen und Operationen einiges mitmachen müssen und man darf immer wieder überrascht sein, dass er es sich antut, mit Stöcken und gebückt auf die Bühne zu kommen. Da sitzt dann einer auf seinem Hocker und erzählt viel aus seinem Leben und ist sich auch gegenwärtig, dass er sich gerade an so manches nicht mehr erinnern kann. Aber irgendwie ist die Situation – wie er sagen würde – „leiwandig“. Das Publikum ist seine Familie, so scheint es! Und da fühlt er sich wohl und wird, wenn es der Rücken und die Krankheit zulassen, noch Jahre wiederkommen und aus seinem reichhaltigen Songfundus eine Perle nach der anderen hervorkramen. Denn seinem Publikum gefällt es. Auch ich muss mit Wehmut an mein erstes Aufeinandertreffen mit ihm denken, damals, im Juli 1986 beim Anti-WAA-Festival in Burglengenfeld, als er spätabends vor den über 100.000 Menschen sarkastisch „Es lebe der Zentralfriedhof“ in die Oberpfalz schmetterte. Ein unvergesslicher Höhepunkt! Für mich! Subjektiv! Und von dieser Sympathie zehrt Wolfgang Ambros noch immer! Und wird es auch immer! Egal, ob er sich irgendwann auf die Bühne schieben lassen muss. (Bernd Schweinar)