Nach neun langen Jahren meldet sich Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmour mit seinem neuen Album „Luck And Strange“ zurück, seinem fünften Solo-Werk und dem Nachfolger von „Rattle That lock“ von 2015. Und während er vor kurzem in einem Interview klagte, dass er gern die Rechte an den Songs von Pink Floyd verkaufen würde, aber sich Roger Waters sperrt, ist er vom Sound von dieser Band noch immer begeistert und beeinflusst, denn auf dem Titeltrack, der bereits 2007 im Rahmen einer Session entstand, ist noch der inzwischen verstorbene Floyd-Keyboarder Richard Wright zu hören. Eine kleine Sensation für alle Fans! Und überhaupt sind auf den elf Tracks, darunter eine Coverversion von „Between Two Points“ (Originalinterpreten: The Montgolfier Brothers), die PF-Einflüsse unüberhörbar. Fünf Monate arbeitete David Gilmour an „Luck And Strange“, die Songs wurden von David und Charlie Andrew produziert, den man für seine Zusammenarbeit mit ALT-J und Marika Hackman kennt. Dazu der Kommentar von Gilmour: „Wir haben Charlie eingeladen und er hörte sich ein paar Demos an, die er dann ungefähr so kommentierte: ‚Muss da wirklich ein Gitarrensolo hin?‘ oder ‚Werden alle Songs ausgefadelt? Wie wäre’s mit einem richtigen Ende?‘ Es ist wunderbar, dass er kaum etwas von meiner Vergangenheit weiß und auch keinen Repsekt vor ihr hat. Er ist sehr direkt und erstarrt nicht in Ehrfurcht – das gefällt mir unglaublich gut. Was du am wenigsten brauchen kannst, sind Leute, die dir nach dem Mund reden.“ Auf „Luck And Strange“ ist der Einfluss des Produzenten Charlie Andrew unüberhörbar. Das zeigt sich vielleicht darin, dass diese Aufnahmen klanglich etwas vielseitiger und auch weniger kontrolliert wirken. Öfters hat man den Eindruck, die Band spielt live zusammen im Studio, etwa beim Solo von „The Piper’s Call“, das am Ende aus dem Song herausbricht und dabei an „Young Lust“ von „The Wall“ erinnert. Das Titellied ist ein lyrischer Blues, wie auch Pink Floyd ihn gern spielten. Der 78-jährige Gilmour wundert sich, wie viel Glück er im Leben hatte, und sorgt sich um die Zukunft. Der Höhepunkt von „Luck And Strange“ ist das sieben Minuten lange „Scattered“, ein langsamer Reggae, der plötzlich in ein komplexes und dunkles Orchester-Arrangement kippt. Man denkt an russische Komponisten. Das ist dann doch ganz schön bombastisch. Der Großteil der Lyrics stammt von Gilmours Co-Autorin Polly Samson, mit der er schon seit 30 Jahren zusammenarbeitet und verheiratet ist. Sie sagt über die Themenbereiche, die ihre Texte auf „Luck and Strange“ abdecken: „Es geht um Sterblichkeit, darum, wie du die Welt betrachtest, wenn du älter wirst.“ Und Gilmour fügt an: „Während des Lockdowns und danach haben wir viel über diese Themen nachgedacht.“ Und auch seine Töchter machen mit, Romany Gilmour singt und spielt Harfe auf dem Cover-song und anderen Songs der LP war Gilmours Tochter für die Backing-Vocals zuständig. Zu den Musikern, die an der Entstehung von „Luck And Strange“ beteiligt waren, gehören: Guy Pratt & Tom Herbert am Bass, Adam Betts, Steve Gadd und Steve DiStanislao am Schlagzeug sowie Rob Gentry & Roger Eno an den Keyboards. Für die Streicher- und Chor-Arrangements war Will Gardner verantwortlich. Mit diesem neuen Album geht Gilmour jetzt auf große Tour, leider ohne Konzerte in Deutschland. (Sony Music) P.Ro
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