Das musikalische Universum, das auf diesem Album präsentiert wird, ist nicht gerade typisch für brasilianische Produktionen. Hier findet man keine tanzbare lateinamerikanische Musik, hier geht es um genüssliches Zuhören, um Feinheiten. Natürlich feiert das Duo auch das Brasilien der Meister: Pixinguinha, Moacir Santos, Baden Powell und Egberto Gismonti, kreiert jedoch seinen eigenen Klangkosmos. Die Kombination aus Klavier und Geige steht im Vordergrund, ab und zu unterstützen Gastmusiker, z.B. die wunderbare Sängerin Anna Serierse, die auf dem Track „Rosa“ brilliert. Leider darf sie das nur auf einem Song und erinnert an – natürlich an Astrud Gilberto. Es ist übrigens nicht so, dass Violinen kein Teil der brasilianischen Kultur sind. Im Gegenteil, Brasilien hat eine lange Tradition, die Rabeca (eine Geige, die vor der modernen Geige liegt) in der populären Musik zu verwenden. Wir finden dieses Instrument in zahlreichen folkloristischen Musikstilen wie Wango, Mo’ambique, Congada, Folia do Divino, folia-de-reis und weiteren. Spannend und erwähnenswert sind die aberwitzigen und teilweise schrägen Violinen-Exkursionen auf Tack Nr. 8 „Pérolas“. Anne-Sophie Mutter hätte sicher ihre Freude daran. Wer auf „Kammermusik“ bzw. die Instrumentenkombination Piano plus Violine steht, wird hier sicher fündig. (Challenge Records/Bertus) HuGe

*****

******* = genial / ****** = phänomenal / ***** = optimal / **** = normal / *** = trivial / ** = banal / * = katastrophal