Dieser Sänger aus Los Angeles mischt gewaltig auf. Sein Debut Album „Bones“ gewann 2022 den deutschen Jazzpreis in der Kategorie »Künstler des Jahres international«. Wobei die Kategorie Jazz bei ihm zu kurz greift, denn er verbindet gekonnt Jazz mit Neo-Soul und R&B. Er verlässt sich als Sänger, Komponist, Songschreiber und Arrangeur sehr stark auf seine Intuition bzw. seinen Instinkt. Ähnlich wie beim Formen und Gestalten einer Skulptur aus Ton, dehnt er seine Stimme durch Schichten von traumhaften Harmonien, knallhartem Beatboxing und gefühlvollem Crooning. Mayo ist hörbar klassisch ausgebildet und hat Musikereltern – die Mutter ist eine bekannte Backgroundsängerin, der Vater war Mitglied von Earth Wind & Fire – und hat ein einfallsreiches Trio aus Shai Maestro (Keyboards), Linda May Han Oh (Bass) und Nate Smith (Schlagzeug) zusammengestellt. Diesmal selbst produziert, ist der Sound sauberer als auf „Bones“, die Stimmung leichter, das Material eine luftig-fröhliche Mischung aus Originalen und Jazzstandards. Der Grenzgänger erlaubt seiner ausgefallenen Stimme, ursprüngliche Emotionen auf seinen Sound, auf seine Kompositionen zu übertragen. Den sechs Standard-Interpretationen – u.a. „Four“ von Miles Davis – stehen gleichberechtigt fünf Mayo-Eigenkompositionen gegenüber. Vergleiche hinken zwar meistens, aber meine erste Assoziationen beim Lauschen von „Fly“ bzw. von Michaels verträumt- verspielter Stimme waren Al Jarreau und Bobby McFerrin. Das Rondo-Magazin bezeichnet Mr. Mayo als den wichtigsten neuen Jazzvokalisten der 2020er Jahre. Nicht nur durch diesen Ritterschlag ist er in der Tafelrunde der Weltklasse-Jazzer angekommen. (Artistry) HuGe *****/*
******* = genial / ****** = phänomenal / ***** = optimal / **** = normal / *** = trivial / ** = banal / * = katastrophal