Der Bayerische Popkulturpreis wird 2024 zum 34. Mal verliehen und heißt ab sofort „[pop]award Bayern“. Am vergangenen Dienstag entschied eine 19-köpfige Jury im Bayerischen Landtag über die Preisträger des vom Verband für Popkultur in Bayern e.V. (VPBy) verliehenen Preies in fünf Kategorien. In der Kategorie Pop-Raute erhält das seit zehn Jahren engagierte Café Holler aus Deggendorf den Preis. In den Kategorien Soziale und Ökologische Nachhaltigkeit bekommen das Netzwerk WUT Kollektiv und die treibgut Materialinitiative aus München den [pop]award Bayern. Der Preis für das Festival des Jahres geht an das Noisehausen Festival in Schrobenhausen und zum Club des Jahres wurde die „Rote Sonne“ in München gekürt. Alle Preise sind mit jeweils 2.000 € dotiert und werden finanziert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (Pop-Raute, Ökologische Nachhaltigkeit und Soziale Nachhaltigkeit, Festival des Jahres) und fritz-kola (Club des Jahres). Die Preisverleihung erfolgt am 31. März 2025 um 18:00 Uhr im Degginger Regensburg durch den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume, im Rahmen der Dialog Pop – der Fachkonferenz zur Förderung der Popularmusik.
Für die Pop-Raute entschied sich die Jury für das Café Holler, das seit zehn Jahren Livemusik im ländlich geprägten Deggendorf in Niederbayern ermöglicht. Trotz widriger Umstände hat es die Betreiberin Claudia Holler immer wieder geschafft Künstler*innen aus ganz Deutschland zu buchen. Das Café Holler ist Anlaufpunkt als Reparatur- und Asylcafé, Treff für Menschen mit Assistenzbedarf, kritisches Kino, Konzerte regionaler und überregionaler Bands oder DJ-Abende. Bernd Strieder vom Verband für Popkultur in Bayern hob in seiner Begründung hervor: „Das Café Holler ist auch eine popkulturelle Brandmauer in einem Landkreis, wo die AfD bei der letzten Landtagswahl einen Stimmenanteil von 20% hatte.“
Auf Vorschlag der Landtagsabgeordneten Sanne Kurz erhält das ehrenamtlich organisierte WUT Kollektiv aus München den Preis in der Kategorie Soziale Nachhaltigkeit. Die Preisträger*innen ermutigen und fördern Frauen und nicht binäre Personen, die elektronische Musik machen, mit Workshops und Vernetzungstreffen. Kurz hebt hervor: „Das Kollektiv stellt sich gegen jegliche Formen von Diskriminierung und den Verlust von Subkultur. Das WUT Kollektiv stellt mit diesem Konzept eine sichere Lernumgebung für DJ Nachwuchstalente her, die in Bayern einzigartig ist.“
In der Kategorie Ökologische Nachhaltigkeit entschied sich die Jury für die treibgut Materialinitiative, die seit 2015 als Initiative entsorgte Materialien aus Münchner Kulturbetrieben weiterverarbeitet. So schafft treibgut nicht nur nachhaltige Materialangebote, sondern dient auch als Nabe und Plattform für einen alternativen Wirtschaftskreislauf. So setzen u.a. Veranstalter vom Tollwood, Wannda, Trägertal und Superbloom auf die Materialien zum Bau und der Dekoration ihrer Festivallandschaften. Die Jury hob hervor: „Sie verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: Es geht bei ihnen um die nachhaltige Herstellung, Nutzung, Entsorgung und Wiederverwendung. So ein Projekt hat Strahlkraft auch in andere Bereiche!“
Festival des Jahres wurde das Noisehausen Festival aus Schrobenhausen. In ihrer Entscheidung lobte die Jury unter anderem wie das Festival als grandioses Beispiel eine kleine Stadt belebt. Das Programm ist jedes Jahr qualitativ sehr anspruchsvoll – und das trotz des immer größeren Drucks von den Branchen Giganten. In einer kulturell eher schwach ausgestatteten Region setzt sich das Festival mit viel ehrenamtlichen Engagement durch. Nick Ellenberger vom Stadler Event Management erklärte in seiner Nominierung: „Noisehausen bringt Musikkultur in eine eher kulturarme Region und ist seit acht Jahren der Festivalleuchtturm der Region.“
In der Kategorie Club des Jahres gewinnt die seit 2006 bestehende „Rote Sonne“ in München den Preis. Jakob Döring von der Feierwerk Fachstelle Pop beschrieb in seiner Nominierung: „Der nicht-kommerzielle Ansatz und ein immer wieder weit über das normale Maß an Mutigkeit und Experimentalität hinausgehende Booking sowohl von elektronisch geprägten Clubabenden als auch genre-offenen Konzerten führt immer wieder zu musikalischen und subkulturellen Sternstunden.“ Die Clubbetreiber*innen anvisieren die oft geforderte “Kultur für Alle”, „und das ohne Fördergelder, sondern nur mit viel privatem Einsatz und Herzblut. Das ist höchst auszeichnungswürdig.“
Als Juroren fungierten aus der Politik die Landtagsabgeordneten Dr. Stephan Oetzinger (CSU), Julian Preidl (Freie Wähler), Sanne Kurz (B’90/Grüne) und Katja Weitzel (SPD). Die Medien vertraten Eduard van Beek (Musikchef BAYERN 3), Thomas Moser (ROCK ANTENNE), Dietmar Schwenger (MUSIKWOCHE), die freie Journalistin Michaela S. Pollock und Michael Zirnstein (Süddeutsche Zeitung). Die Stimmen aus dem Musikbusiness kamen von Madeleine Söltl (Initiative Barrierefrei Feiern), Jakob Döring (Feierwerk Fachstelle Pop München), Maria Trump (Büro für Popkultur Augsburg), Benjamin Kindler (fritz-kola), Oliver Alexander (41065 Musikverlag), Antje Zelnitschek (F.A.M.E. Recordings), Axel Ballreich (LiveKomm Deutschland / Concertbüro Franken), Nicole Zwicknagel (musicBYwomen*) sowie Bernd Strieder und Alisa Weixelbaum vom VPBy. Insgesamt wurden 60 Vorschläge für alle fünf Kategorien eingereicht, aus der die Jury auswählen durfte.
Die Umbenennung zu [pop]award Bayern wurde in Absprache mit popNDS entwickelt, die im letzten Jahr den [pop]award Niedersachsen ins Leben gerufen haben, beruhend auf dem bayerischen Konzept vom VPBy. [pop]award soll als Marke dienen und sich mit der Umbenennung auch von anderen bayerischen Kunst- und Kulturpreisen abgrenzen. Er soll Vorbild für andere Bundesländer werden, um beispielgebendes Engagement von Einzelpersonen oder Institutionen zum Nutzen der Popmusikszene auch in ihrem Bundesland zu ehren.