Dass die Komets so heißen, wie sie heißen, das hat mit dem Familiennamen von Anna (der Gitarristin) und ihrer Schwester Klara (der Cellistin) zu tun. Die beiden hatten nämlich schon zu Schulzeiten in Ingolstadt Bandgründungspläne, kamen dabei aber auf keinen guten Namen. Bis Klaras Banknachbar den Geistesblitz hatte und kurzerhand den zweisilbigen Familiennamen Metko auseinanderbrach, neu zusammensetzte und „Komet“ draus machte.
Dass sie aber so klingen, wie sie klingen, das hat auch mit ihrem Drummer zu tun. Jonny Ebert kommt aus dem Allgäu und hat hier in Regensburg das Music College absolviert. Stilistisch erinnert er an Ringo Starr: Er ist ganz viel auf seinen Toms unterwegs und bereichert so den Komets-Sound um ein unverkennbares Sixties-Feeling. Und dass er mit „Women – Life – Freedom“ auf seiner Bass-Drum das Motto der iranischen Frauenbewegung zitiert, verstärkt diesen Eindruck nur. Keyboarderin Paulina Urban wiederum, die 2019 ihr tolles Solo-Album „Saudara“ aufgenommen hat, zeichnet für die R’n’B- und Soul-Anteile verantwortlich. Womit sich die Sache also rundet – und die Folk-Basis im Klangspektrum der Komets nicht nur erweitert, sondern auch unverkennbar macht.
Am Sonntagabend in der Alten Mälzerei stehen sie zum vierten Mal in kurzer Zeit auf der Bühne, weil sie auf Tournee unterwegs waren. Ja, die Komets hatten sich in die Umlaufbahn gebeamt, hatten Station gemacht in Berlin (Monarch), in Wien (Kramladen) und in München (Kult9), um schließlich wieder zu landen, in ihrem Heimathafen Regensburg. Und hier im Keller der Alten Mälzerei den Schlussakkord zu setzen, zu ihrer nach der aktuellen EP „All these Days“ benannten Tour. Bei ihrem Heimspiel tragen sie Anzüge in gedeckten Farben (wie schon bei der im Sommer einsetzenden Single-Kampagne, bei der sie sich kunstvoll von Sandra Eichenseher am Jurasteig über der Schwarzen Laber haben ablichten lassen) und stehen routiniert auf der Bühne– ohne dabei die Besonderheit des Augenblicks zu verraten. Denn: Der Keller ist rappelvoll. Und das vornehmlich weibliche Publikum erweist sich auch als textsicher. Nach ihrem 2020 veröffentlichten Longplayer „Vibrancy“ und der 2022er EP „Into Bloom“ folgte jetzt im Herbst die sieben Tracks umfassende EP „All these Days“: Man spürt die Ambition, die das Quartett antreibt. Anna hat im Interview erzählt, dass sie ganz bewusst mit unterschiedlichen Producern gearbeitet haben, um so eine noch größere Bandbreite zu erreichen, was Komposition und Arrangements anbelangt. Dennoch – und das wird auch an diesem Sonntagabend deutlich, gibt es „Signature Sounds“, also typische und wiederkehrende Klangelemente, die die Komets ausmachen. Das ist zum einen ein ganz bestimmter Farbton in der Dreistimmigkeit des weiblichen Gesangs, der auch erfahrenen Popmusik-Hörern so noch nicht untergekommen ist. Zwar drängen sich Assoziationen an Joni Mitchell, Rickie Lee Jones oder Stevie Nicks auf – die treffen aber ihrerseits allesamt nicht ins Schwarze. Brillant ist ihre Einlage, wenn sie sich zu dritt ins Publikum stellen und „Softly speaking“ anstimmen – ein Songjuwel, das auch Alison Krauss oder den Chicks zur Ehre gereichen könnte und das den Umstehenden die Augen feucht werden lässt. Aber sie triggern nicht nur Sentimentalitäten: Wie ein Vulkan reagiert das Publikum, als bei „Dead End Street“ – einem brillanten R’nB-Titel – plötzlich MC Fritz Fisherman auf die Bühne hopst und zu rappen beginnt: „Well, I always praised the Architecture“ und irgendwann bei „Barack Obama“ und der „Transatlantic Partnership“ landet. Aber das ist noch nicht alles, was die Komets zu bieten haben, sie covern auch ihre britische Lieblingsband „The Staves“. Und es lohnt sich, auch auf den Konserven der Komets ganz genau hinzuhören. Dann lassen sich etwa Gimmicks entdecken wie dieser fantastische Schluss ihrer Uptempo-Nummer „so sad …“, der dem Song im Handumdrehen nicht nur die Geschwindigkeit raubt, sondern das Ganze auch aufs Essentielle eindampft. Noch kurz eine Pirouette dreht und dann ein Schleifchen dranmacht. Was für ein schöner Abend mit den Komets! (Peter Geiger)
(Fotokredit: Sandra Eichenseher)