Der Mond erhält in dieser Spielzeit im Theater Regensburg gleich in zwei Produktionen eine Titelrolle. Bei der Premiere am Samstag kamen nun die Operettenfans auf ihre Kosten. Das Libretto zu Offenbachs „Die Reise zum Mond“ ist dabei eigentlich ziemlich hahnebüchen und wohl der Faszination für außerirdische Welten in der Zeit der Belle Epoque geschuldet, die Anklänge an Jules Verne sind mehr als deutlich. Prinz Caprice (Patrizia Häusermann), der Sohn des abgehalfterten Königs Zack (Giulio Alvise Caselli), will nicht die Nachfolge seines Vaters antreten, sondern Abenteuer erleben und dazu auf den Mond fliegen. Das gelingt auch mit der Begleitung des Königs und des Astronomen Mikroskop (Konstantin Igl) sowie viel Proviant in Form von Würsten, Gummibärchen und etlichen Kisten mit Äpfeln. Auf dem Erdtrabanten treffen die überraschten Erdlinge auf die ebenso überraschten Mondbewohner, die sich allerdings von den Irdischen dadurch unterscheiden, dass sie keine Ahnung haben, was Liebe ist. Und jetzt kommen die Äpfel ins Spiel. Prince Caprice bietet Fantasia (Sophie Bareis), der reizenden Tochter des Mondkönigs Kosmos (Jonas Atwood), eine solche Frucht an – der Liebesapfel und der weitere Apfelvorrat bringen ein wildes Durcheinander in Gang, das die gesamten Mondlinge in wahren Liebestaumel versetzt.
Soweit die Operettenhandlung. Dass die Aufführung nicht zu einer platten Schmonzette verkommt, sondern ein wahres Feuerwerk an witzigen, feurigen und lyrischen Episoden abbrennt, ist der großartigen Inszenierung von Simon Eichenberger geschuldet, der eine augenzwinkernde Leichtigkeit für den gesamten Abend erreicht. Die genialen Bühnenbilder von Sam Madwar, changierend zwischen Graphic Novel und karger Mondlandschaft, den Videos der Mondreise, der Abfahrt in den Vulkan, dem Schneesturm, um nur einige zu nennen, schaffen wunderbare Kontrapunkte zur simplen Handlung. Die witzigen Kostüme von Susamme Hubrich karikieren den Rokkokostil von König Zack und setzen die Mondmenschen in ihrem funktionalen, grau-weißen Star-Treck-Outfit dagegen.
Beeindruckend wieder einmal die quirlige Tanzcompany unter Leitung von Dominique Brooks-Daw, mit Choreografien zwischen Traum und ausgelassenem Wirbel, ein Highlight ist das Schneeflockenballett. Ebenso sorgt der Opernchor unter Leitung von Lucia Birzer für präzise Einsätze und witzige Szenen, und gefühlt alle paar Minuten ist ein Kostümwechsel zu bewerkstelligen.
Tom Woods stimmt mit dem Philharmonischen Orchester die Zuschauer bereits mit der Ouvertüre auf die kurzweilige und witzige Aufführung ein. Darsteller und Orchester sprühen vor Spielfreude, die Titelmelodie aus Star Wars beim Mondflug und Spärenklänge ergänzen die Offenbachsche Partitur. Die begeisterten Zuschauer erhalten am Ende noch eine Zugabe des Orchesters – ein wirklich unterhaltsamer, anregender und trotz – oder vielleicht auch wegen – der wenig sinnhaften Geschichte ein überzeugender Theaterabend. (arm)
Das Stück steht bis Anfang Juni noch auf dem Spielplan.