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John Cale

Kritik zum Konzert am 12. März 2025 in der Marktgrafenhalle in Schwabach

Der Altmeister kam insgesamt für acht Konzerte nach Deutschland. Zwei Konzerte gab’s in Bayern – in München und in Schwabach

Wenn die „Velvet-Underground“-Ikone JOHN CALE seinen 83. Geburtstag auf Tour und im Nightliner verbringt, dann mag man innerlich fragen, warum er sich das antun muss. Für die Fans aber bedeutet dieses Tourerlebnis jedoch auch ein mehrdimensionales Audio- und Video-Erlebnis. Drei Tage nach seinem Geburtstag durften sich die nordbayerischen Fans in Schwabach freuen.

Der Aufkick mit „Captain Hook“ und „Endless Pain Of Fortune“ war noch etwas vorsichtig gestrickt. Erst ab dem Presley-Cover „Heartbreak Hotel“ gerierte das Chaos aus gestrichenem Bass und Keys-Klangteppichen mit kantigen und von Gitarrenriffs getriebener Psy-Härte ein Avantgardeerlebnis mit Erinnerungswert. Auch das Gitarren-geprägte „Rosegarden Funderal Of Sores“ war einer von vielen Höhepunkte. Cale, der treibende Achtel-Fetischist auf den Tasten, schraubte bei „Do Not Go Gentle Into That Good Night“ sogar noch einen Gang hoch und hämmert dominierende Sechzentel, bei denen er das Publikum zum Mitklatschen mit einband. Um dann im Anschluss in „Moonstruck“ abzutauchen und irgendwie sphärisch unter der Wasseroberfläche zu schweben. Subjektiver Höhepunkt war aber irgendwie „Villa Albani“ mit der treibenden Band im Background, die ihre fundamentale Qualität an diesem Abend so oft unter Beweis stellen konnte. Er nahm damit quasi die Zugaben vorweg und kam leider nach dem Set kein weiteres Mal auf die Bühne.

In Summe auch eine visuelle Reizüberflutung. Ab der ersten Stunde versteht man im Nachhinein, warum es in den endsechziger Jahren Drogen brauchte, um diese bunte Bilderflut von Videosequenzen an der Bühnenrückseite über einen längeren Zeitraum zu verinnerlichen oder mit ihnen psychedelisch zu interagieren. Und man versteht die Bedeutung der visuellen Künstler im Buch „Bill Graham Presents“, warum diese Kreativen einst stand-alone-Shows parallel zu den ganz großen Namen in beiden Fillmores ablieferten und auch extra Gagen für ihre Videos bekamen. Im Prinzip laufen zwei Shows ab! Eine für Bauch und Ohren und eine weitere für die Augen. (Bernd Schweinar)

Die Ganze Bilderstrecke hier: https://www.allmusic.de/bildergalerie/cale-john/