altemaelze

Big times

Tana Nile

Neues Material nach mehr als zehn Jahren Recording-Pause!

„In `79 we started the show, a highschool band ready to explode…“ mit dieser Textzeile eröffnen TANA NILE seit langem in der Regel ihre Konzerte. Zutreffend, können sie doch auf mittlerweile auf mehr als viereinhalb Jahrzehnte Bandgeschichte zurückblicken. Und jetzt starten sie mit BIG TIMES wieder durch, dem siebten Longplayer der Regensburger Rock-Combo, die inzwischen wieder als Trio wie zu Anfangszeiten agiert. Das ist die erste Neuerscheinung seit CRANK IT UP aus dem Jahr 2014, wo sie noch als Quartett unterwegs waren. Nach dem Motto „back to the Roots“ erfolgten die Aufnahmen wie beim Debütalbum PURE von 1990 komplett ohne Gastmusiker. Die 14 Eigenkompositionen, „live“ eingespielt in der Zeit von August bis September 2024 in den Firehill-Studios, eigentlich der Übungsraum der Band, im Ants Can Dance Studio von Peter Asanger und Michael Straube bearbeitet und gemixt. Das Mastering gab’s dann im JP-Masteringstudio in Seattle in den Staaten. Und das Ergebnis kann sich hören lassen: Los geht’s mit „Big times“, ein zeitloser TN-Song, der auch aus den 80er oder 90er Jahren sein könnte. Keith R. lässt grüßen und stand sicher Pate bei dem Riff, ansonsten mit mächtig Groove und Schub nach vorne. Textlich klassisch R & R, raus aus dem Schubladendenken, Grenzen überschreiten, Komfortzone verlassen, schauen was dann passiert, positiv denken/sein. Im Titel-Song steckt auch viel Bandspirit, die lange geile Zeit, die sie hatten und haben, ganz unabhängig von Erfolg oder Misserfolg, Beendet wird das Album mit „White feather“, der ein Nachruf und vor allem eine Würdigung an Karl Fischer, Wirt des „Haus 111“, der absolut legendären Livebühne bei Landau an der Isar, der im Herbst 2023 verstorben ist. In dieser Kneipe spielten TN in den letzten 20 Jahren dutzende Male und haben ihm mit seiner immer freundlichen und zuvorkommenden Art viele, viele schöne Stunden und Gigs zu verdanken. Er bezeichnete sich selbst als Indianer und war ein großer unabhängiger Freigeist. All das soll das kleine, folkig akustische Stück vermitteln. In einem Zug als First Take aufgenommen. Kontrapunkt und Abschluss des Albums. Dazwischen gibt’s noch 12 weitere Songs, die wieder einmal die große stilistische Vielfalt von TANA NILE demonstrieren. Punkige Riffs treffen auf mollige Bluesvariationen, melancholisch folkige Singer-Songwriter-Perlen auf schroffe Stones-Chords. All das mit dem für diese Band so typischen, dynamischen Groove und rauen Charme. Mir persönlich gefallen die etwas ausgefalleneren Tracks wie „Native American“ oder „Blues Highway“, die stilistisch aus der Reihe fallen, am besten. Und es ist ein richtiges Gitarrenalbum geworden, wobei sich Reinhold Blochberger sehr vielseitig zeigt – neben den Stones-Riffs erinnert er mal an Stevie Ray Vaughan (bei „Do ya wanna“) oder an Malcom Young (da ist es aber klar, denn der Track „Malcolm Young“ ist ein Tribute an denselben). Übrigens wird’s die Songs im Herbst auch als Vinyl-Scheibe geben, dann möglicherwiese auch mit einer „Live“-Zugabe von den Release-Konzerten. Das wäre natürlich nochmal ein Schmankerl, den TN sind eine Live-Band. Das hier ist zeitlos und ein gelungenes Alterswerk. (Eigenverlag) P.Ro

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