Der Kanadier Phil X, seines Zeichens eher Lead-Saitenzupfer bei Bon Jovi (und auch schon mal für ein Album Mitglied der kanadischen Hard Rock-Institution Triumph), veröffentlicht ab und zu auch Solo-Alben (nunmehr vier an der Zahl) mit seiner Begleitung The Driils, wenn ihm mehr nach kerniger, gitarrenlastiger Rock Musik ist. Bei Bon Jovi ist er in der Hinsicht ja eher unterfordert, auch wenn es auf dem letzten Album einige wenige Stücke gibt, wo die Bezeichnung Gitarrensolo auch mal gerechtfertigt ist. Auf der gutproduzierten neuen Scheibe „POW!Right in the Kisser“ geben sich im Drum-Bereich, wie auch auf dem Vorgänger, wieder diverse Größen die Ehre: Ray Luzier, Tommy Lee, Tico Torres oder Liberty De Vito, obwohl man mit Brent Fitz auch einen eigenen im Line up hat. Egal. Hört sich cool an. Dass, wie anderswo moniert, der musikalische rote Faden fehlt ist mir persönlich egal, wenn denn die Mucke stimmt, und das tu sie. Und zäh ist hier auch nichts, dafür sind die Songs an sich eh relativ kurz gehalten und die die Scheibe gerade mal 37 Minuten lang. Musikalisch bewegen wir uns in der Schnittmenge von Rock, Pop-Punk, Hard Rock und auch mal etwas Modern Rock mit einem auch gesanglich sehr ansprechenden Phil X. Hier trifft dann Aerosmith („Don’t wake up dead“) auf Alice in Chains („Fake the Day away“). Der rockige Lenny Kravitz gibt sein Stelldichein bei „Heat“ und dem mit einem Tony Iommi-artigen schweren Solo veredelten „You sunk my Battleship“ und etwas Funk Rock ist auch nie verkehrt, wenn sich Deep Purple mit Glenn Hughes und Tommy Bolin an Bord mit King’s X zusammen tun und eine coole Nummer wie „Moving to California“ dabei raus kommt. Nach England und mit etwas mehr Glam Rock im Gepäck schaut man bei The Darkness vorbei um den Gedanken „Seemed like a good idea“ in Töne umzusetzten. Balladen gibt es keine, dafür dann noch einen Schwenk in die Moden Rock Richtung á la aktuelle Dorothy (deren neuen CD nicht jeder mag), nur mit männlichem Gesang bei „Feel better“, während die witzige Raumschiff-Enterprise-Hommage-Endnummer „Way gone (Beam me up, Sotty)“ gar nach Power Pop Punk der Marke Blink 182 mit Rick Springfield Einschlag tönt und eine klasse Nummer zum Abschluss darstellt. Somit locker fünfeinhalb Sterne wert und eine Kaufempfehlung, auch wenn es schade ist, dass sich Frontier Rec. nicht dazu durchringen könnte, das 2019er Mini Album (bzw. die nur bei Konzerten erhältliche um fünf Tracks erweiterte Fassung) ‚Stupid Good Lookings Vol.1“ als Bonus CD mit draufzupacken. Die ist nämlich egal in welcher Ausführung nicht mehr zu bekommen und ist soundmäßig dank Chris Lord-Alge und Mastering Meister Ted Jensen noch besser. (Frontiers Rec.) HJH
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