Diese wohl erfolgreichste Oper von Puccini, die 1904 mit einem Fiasco bei der Premiere in Mailand startete, erlebte im Theater am Bismarckplatz eine gefeierte Premiere mit begeistertem Publikum.
Wobei die Schlagwörter Pädophilie, Sextourismus, Kolonialismus als Untertitel fungieren könnten. Aber einer plakativen Herausarbeitung dieser Begriffe verweigert sich die Inszenierung durch Juana Inés Cano Restrepo in Regensburg zum Glück und konzentriert sich auf das aufschlussreiche Libretto und die emotionale Musik Puccinis, die das Schicksal des Mädchens Cio-Cio-San, genannt Butterfly, gefühlvoll und tragisch zugleich herausarbeitet.
So wird die junge Cio-Cio-San durch ein jugendliches Double im hellgelben Kinderkleid mit der rituellen Selbsttötung ihres Vaters konfrontiert. Das ist wohl ein gelungener Kniff der Inszenierung, denn die Stimme von Theodora Varga muss nicht ins Kindlich-Naive ausweichen und kann im zweiten und dritten Akt mit ihrer gefühlvollen und ausdrucksstarken Stimmfärbung die Entwicklung zu einer gereiften Frau abbilden. Denn die junge Butterfly wird mit der Absicht des amerikanischen Leutnants Pinkerton (Hany Abdelzaher) konfrontiert, ein Haus am Flottenstützpunkt zu kaufen und dabei das Mädchen quasi als Beigabe zu ehelichen. Dies wird zunächst vom amerikanischen Konsul (Seymur Karimov) abgelehnt, er erkennt die tiefen Gefühle der jungen Cio-Cio-San und warnt den Leutnant vor diesem Schritt. Dieser ignoriert die Warnungen und verspricht seiner jungen Ehefrau, bald zurückzukommen, was er natürlich nicht vorhat. So wird die Hoffnung auf die Rückkehr des Ehemanns zum Anker, der Butterfly in ihrer prekären Lage mit dem Kind aufrechterhält.
Die dramatische Spannung gipfelt in der Szene, in der Cio-Cio-San eine ganze Nacht auf ihren amerikanischen Ehemann wartet und am Ende enttäuscht und betrogen in tiefer Trauer versinkt, dies ist wohl eine der beeindruckendsten Arien in der Opernliteratur. Ihren naiven Glauben daran, dass Pinkerton sein Versprechen einhält und zurückkommt, sie und das gemeinsame Kind mitzunehmen, versuchen sowohl die Zofe Suzuki (Camilla Bull) in einem gefühlvollen Duett mit Butterfly aufzubrechen als auch der amerikanische Konsul Sharpless, von Seymur Karimov kräftig und am Ende verzweifelt ob des Schicksals der jungen Frau dargestellt. Denn Pinkerton erscheint mit seiner neuen Frau Kate (Henriette Schein) und will das Kind (Nilay Dora Alpaslan) mit in die Vereinigten Staate nehmen – und führt damit das Ende von Butterfly herbei. Sie tötet sich selbst – so wie ihr Vater Jahre davor.
Das Bühnenbild von Anna Schöttl, die auch für die Kostüme verantwortlich ist, verdeutlicht nicht nur die finanzielle Notlage, sondern verweist auch auf die immer größer werdende Sehnsucht und Verzweiflung der jungen Frau. Durch die Drehbühne entstehen aus dem gleichen Bühnenaufbau unterschiedliche Szenen, das Dach fungiert aus Aussichtsturm, auf dem Butterfly den Hafen im Blick hat und voll Sehnsucht auf die Rückkehr ihres Ehemanns wartet. Und bietet auch eine perfekte Kulisse für den ansonsten nur wenig sichtbaren Opernchor, der in gewohnter Klasse stimmlich präsent ist. Auch die weiteren Akteure verdienen Erwähnung – Konstantin Igl (Goro), Roger Krebs (Onkel Bonzo), Christian Schlossig (Fürst Yamadori), Mikhail Kuldyaev (Onkel Yakuside), Donggun Seo (kaiserlicher Kommissar) bringen diese hoch emotionale Oper zum Erfolg und vermeiden Kitsch und Klischee.
Und last but not least das Orchester unter der Leitung von Stefan Veselka – perfekt im Klang, perfekt abgestimmt auf das Bühnengeschehen – sie machen dieses dramatische Libretto zu einem spannenden und – noch einmal dieses Wort – emotionalen Opernabend. Eine Träne im Publikum konnte ich nicht entdecken, es wäre aber nicht verwunderlich gewesen. (ARM)
Weitere Aufführungen am 12.4., 19.4., 27.4., sowie im Mai und Juni
Fotokredit: Theater Regensburg